Das waren die weisen Worte des früheren EZB-Chefvolkswirts Peter Praet. Er ging 2019 von Bord, dann kam die Inflation. Und sie ist vielleicht sogar gekommen, um zu bleiben. Was kann man tun? Die Hauptaufgabe der Verantwortlichen ist derzeit, ihre Taten und deren Folgen zu „relativieren“.
Die Bundesbank und manche andere Experten rechnen sogar mit fünf Prozent „Inflation“ in diesem Jahr. Und das ist ja nur nach offizieller Lesart. Rechnet man die Steigerung der Preise aller Vermögenswerte mit dazu, und das sind keine Nudeln, T-Shirts und Wahlplakate, dann haben wir es mit weit höheren Teuerungsraten zu tun, und das schon länger. Wenn dann die Wirtschaftsdaten wie in den letzten Tagen gesehen, zur Schwäche neigen, und der Aufschwung schon wieder zu Ende ist, werden wir bei Wikipedia nachlesen können, was uns mit einer Stagflation ins Haus stehen könnte.
Muss man sich Sorgen machen?
Es kann schon sein, dass manche Leute unruhig werden mit Blick auf ihre Ersparnisse auf dem Konto. Selbst das Geld unterm Kopfkissen ist ja auch nur bedruckte Baumwolle. Dabei wollte man doch die Bank auch ärgern, wenn man vom Konto das Geld nach Hause geholt hat, damit sie damit nicht mehr „arbeiten“ kann. Nun sitzt man selbst auf dem zinslosen Risiko. Irgendwie sind die Sparer gezwungen, sich irgendwie 3,9 Prozent Rendite im Jahr als Ausgleich zu besorgen. Aber womit? Die EZB zwingt die Sparer regelrecht an die Börse und damit ins größere Risiko. Schönen Dank auch! Kann es sein, dass das Geld selbst zum Risiko wird?
Der Trend hin zu den Aktien hat sich verfestigt. Doch bislang fließt immer nur noch ein Rinnsal vom billionengroßen Geldberg an die Börse. Immerhin brachte der DAX in diesem Jahr 15 Prozent ein. Auch wenn Gold in gleicher Zeit zwei Prozent verloren hat, so haben die Deutschen im ersten Halbjahr 90 Tonnen gekauft und damit so viel wie seit 2009 nicht mehr, so frische Zahlen des World Gold Councils. 90 Tonnen klingen viel, doch mit dem Taschenrechner ins Licht gesetzt, sieht es schon anders aus.
Unmengen an Gold?
Wer weiß, wie diese Zahlen zustande kommen. 90 Tonnen sehen gigantisch viel aus. Auf jeden Bundesbürger verteilt, sind es aber gerade mal 1,1 Gramm für rund 55 Euro im halben Jahr bzw. neun Euro pro Monat. Die Deutschen kaufen im Schnitt monatlich knapp 200 Milligramm Gold. Ein X-faches wird dagegen in überteuerte und meist wenig rentierliche Riesterprodukte gesteckt oder in zinsschwache Versicherungsprodukte. Die Leute vertrauen immer noch auf die bunten Prospekte der Vorzeit und die warmen Worte der damaligen Verkäufer. Dennoch sind die Deutschen zumindest hier Europameister im Goldsammeln, während sich der Preis binnen eines Jahres von 56 auf 49 Euro pro Gramm verbilligt hat, haben sie zugegriffen. Naja, ein paar Leute zumindest. Momentan lacht der DAX noch über Gold. Für einen DAX bekommt man rund zehn Unzen. Gold war schon mal teurer.
Wer nicht hören wollte...
In den letzten Wochen hat es die Inflation auf die Titelseiten der Zeitungen geschafft. Die Leute merken es beim Einkaufen. Nein, es ist auch für einen, der das Geld nicht ausgibt und lieber spart, nicht schön, wenn von 100 Euro aus dem letzten Jahr nur noch rund 96 Euro Kaufkraft übriggeblieben sind. Von den 100 Euro vor zwei Jahrzehnten ist ja auch nur noch ein Bruchteil übrig. Das ist wie mit den Verpackungen im Supermarkt. Gleicher Preis und weniger drin. Dafür wird das Zeug umso lauter und umso schriller beworben. Wenn das wirklich so gut wäre, bräuchte es doch gar keine Werbung.
Laut einer Studie der Steinbeis-Hochschule besitzen die Deutschen einen 9.089 Tonnen schweren Goldschatz und damit dreimal mehr als die Bundesbank und damit fünf Prozent der weltweit jemals geförderten Goldmenge. Etliches vom so großen Goldhaufen steht nur auf dem Papier oder liegt als Schmuck irgendwo herum. In der Summe wären das 450 Milliarden Euro. Jeder Bundesbürger hätte statistisch gesehen 110 Gramm Gold für 5.500 Euro gebunkert. Die einen mehr, die meisten anderen gar nichts.
„Was heißt das für mich konkret!?“
Genaues kann niemand wissen, denn Gold ist eine rein private Angelegenheit und auch die letzte Bastion in diesem fragil gewordenen Geldsystem, welches gerade mit seiner hässlichen Fratze der Inflation grinst. Gold hat man. Oder man hätte es gerne gehabt. Gleiches trifft auch auf Silber zu. Und sollte Sie demnächst jemand für eine weitere Umfragen oder Nachfragen zu Ihren Beständen an Edelmetallen anrufen, legen Sie am besten gleich wieder auf.
Kommentare
Bin immer wieder überrascht, dass die Attitude, die Deutschen so reich zu rechnen immer noch so gut funktioniert.
An welcher Stelle stehen wir noch mal diesbezüglich in der EU hinsichtlich Rente, Eigenheimquote etc. EU weit?????????
Toll, dass dieses Land sooooo reich ist! Wer schaut da auf Infrastruktur wie marode Schulen, Straßen, Brücken, auf Flaschen sammelnde Rentner, Kinder unter der Armutsgrenze lebend, usw. Hauptsache die Propaganda funktioniert, die Deutschen glauben so gerne daran und wiederholen es brav mit Aussagen wie: "verstehe den Einwand/die Kritik nicht, wir sind doch ein reiches Land, wir können uns das doch leisten!
Tja, € 55,00 pro Einwohner ist tatsächlich ein gigantischer Vermögenszuwachs, erst recht gemessen an der so moderaten Inflation!
Der Tag wird kommen........
Ich könnte mir in Zukunft eine Art Wertmetall-Selbstauskunft zu geben, die einem dann erlaubte Umtausche in angegebener Menge erlaubt und was darüber hinausgeht eben nicht mehr getauscht werden kann, oder zu horrenden Steuern nachbesteuert würden. Der RUN auf Gold wird noch kommen, ich habe bereits die ersten Bestände aufgebaut.
Gruß ironalex
Hab neulich mit meinem Sohn über Bitcoin gestritten, na sagen wir "ernsthafte Argumente" ausgetauscht. Er ist sein 5 Jahren mit ein paar Stück dabei. Wie das für mich und meine Argumente ausgegangen ist, können Sie sich denken....
Genau so ist es, die deutschen Rentner (in Real Lohn) gehören zu den ärmsten in Europa. Bei der Eigenheimquote sieht es ähnlich aus.
Bei dem staatlichen Krankensystem ist der Bundesbürger inzwischen 3te Klasse und nur noch zum Zahlen da.
Aber trotzdem gibt es immer noch einen riesigen Haufen Naivlingen die tatsächlich den Schrott vom reichen Bundesbürger immer noch glauben.
Beide haben gute Argumente dafür und dagegen.
Um nur mal ein paar zu nennen jeweils:
Gold: Stark abhängig vom Papiermarkt (Futures etc.), somit anfällig für Manipulation der Notenbanken und deren Komplizen. Dafür lange Tradition und sehr bewährt; jedes Kind weiß, dass Gold einen Wert hat. Die Notenbanken sitzen auf dem Gold, also werden sie wohl zumindest kein Interesse daran haben, dass der Wert total einbricht.
Bitcoin: Technische Risiken. Politische Risiken (Die Macht der Notenbanken soll angegriffen werden, dies wird eine immer stärkere Abwehrreaktion auslösen). Auf der anderen Seite eine höhere Knappheit als jedes andere Gut / Rohstoff auf der Welt. Nach Stock-to-Flow Modell sollte sich hieraus ein entsprechender Preis ableiten (bisher passt es gut). Und man hat bei Bitcoin einen relativ jungen Markt. Während sich Gold schon etabliert hat und wenig "Risiko-Rabatt" hat, wird man bei Bitcoin für das Risiko belohnt (wenn es nicht Realität wird). Und man wird belohnt durch die Ineffizienz des Marktes, weil der Wert von Bitcoin erst nach und nach von der Weltbevölkerung erkannt und bepreist wird. Somit hat man die Steigerung durch Inflation und gleichzeitig stärkeres Wachstum durch Neuheit in einem Ding.
In meinen Augen sollte man bei beiden dabei sein. Ich denke, der größte Fehler ist es, auf eine der beiden Alternativen 0 % seines Vermögens zuzuteilen. Ich sehe die beiden Anlagen nicht als Widersacher, sondern als Alliierte im Kampf gegen den Wahnsinn der Notenbanken und all deren Meister (falls vorhanden) und Mitläufer / Profiteure.