Rund ein Drittel des weltweiten Rohöls liefern die Mitgliedstaaten der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC), in deren Grenzen sich auch etwa ein Drittel der bekannten Rohölreserven befinden. Aufgrund der Tatsache, dass die USA neue Förderquellen mit der Fracking-Technologie erschlossen haben, verlor das Kartell in den vergangenen Jahren etwas an Einfluss.

Ein weiterer Rückschlag für Bin Salman

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die 1960 in Bagdad gegründete Produzentengruppe mit 14 Mitgliedsländern eine mächtige Organisation mit beträchtlichem Einfluss bleibt. Hervorgerufen durch den von Saudi-Arabien eingefädelten Boykott des Emirates Katar durch die ehemaligen Verbündeten, die OPEC-Staaten, haben sich die Gewichte in der Region verlagert.

Bei den Maßnahmen gegen Katar handelt es sich um einen der zahlreichen gescheiterten strategischen Entwürfe von Kronprinz Bin Salman, die Saudi-Arabien nachhaltig beschädigen. Bin Salman hat das Gegenteil vom ursprünglich Beabsichtigten erreicht:  Katar ist jetzt zum Verbündeten und Stützpfeiler aller regionalen Gegner Saudi-Arabiens, direkt an der Grenze zum Königreich, avanciert. Die Türkei und der Iran sind dort sehr präsent.

Bisher haben die Sanktionen und Drohungen Saudi-Arabiens und der drei reaktionären Golfstaaten Katar nicht nennenswert beeinflusst. Katar musste keine Kompromisse schließen oder auf gestellte Forderungen eingehen, wie den Fernsehsender Al Dschasira zu schließen, die Unterstützung der Muslimbrüder zu beenden oder seine Beziehungen zum Iran einzufrieren. Das zeigt, dass der Druck auf Katar tendenziell nachlässt.

Katar wird zukünftig noch reicher sein

Analysten bestätigen, dass Katar enorme zusätzliche Einnahmen erzielen wird. Das Emirat will seine Gasexporte von 77 Millionen Tonnen jährlich auf mehr als 110 Millionen Tonnen erhöhen. Studien zufolge wird die Welt in den nächsten zehn Jahren mehr als 400 Millionen Tonnen Gas verbrauchen.

Katar wird mehr als ein Viertel dieses globalen Bedarfs produzieren. Damit wird seine Bedeutung auf dem internationalen Gasmarkt noch wichtiger und der ökonomische Einfluss Katars wird noch deutlich wachsen - denn je mehr Gas produziert wird, desto höher die Einnahmen. Für Katar wären das mehr als 40 Milliarden Dollar.

Saudi-Arabien, unter Bin Salman ursprünglich daran interessiert, Katar unter seine Kontrolle zu bringen, sieht sich jetzt mit der Etablierung seiner geopolitischen Rivalen und Feinde vor der eigenen Haustür konfrontiert. Die Beziehungen Katars zur Türkei sind schon seit langem gut. Mit dem Beginn des sogenannten „arabischen Frühlings“ wurden sie noch enger, denn beide Staaten unterstützen die Muslimbruderschaft, deren nationale Ableger die ersten demokratischen Wahlen in Tunesien und in Ägypten gewannen.

Drei Jahre später wurde die Einrichtung eines türkischen Militärstützpunkts in Katar vereinbart. Anscheinend sind dort derzeit bis zu 3.000 türkische Soldaten stationiert. Die saudischen Truppen, die schon mit dem Widerstand der jemenitischen Huthis nicht fertig werden, fürchten die schlagkräftigen türkischen Truppen. Die Beziehungen zwischen Ankara und Riad sind seit dem Khashoggi-Mord ohnehin aufs Äußerste angespannt.

Türkei und Iran - die neuen Verbündeten Katars

Auch zwischen Katar und dem Iran kommt es zu einer Annäherung. Die Beziehungen waren in der jüngeren Vergangenheit weniger gut, allerdings hat Katar nie zu einem antischiitischen Kreuzzug aufgerufen, wie es Saudi-Arabien tut. Hintergrund ist hier sicherlich auch, dass der Iran und Katar sich das größte Erdgasfeld der Welt teilen und schon deshalb nicht um eine Kooperation herumkommen. Dieses wiederum wird man in Kairo mit Unbehagen zur Kenntnis nehmen.

Ägypten etwa möchte nicht nur Gas exportieren, sondern künftig auch zu einem globalen Zentrum des Gashandels werden. Das heißt, sie werden mit Katar in absehbarer Zeit hart konkurrieren müssen. Eine Konkurrenz zu Ägypten, wo unter General Sissi die Muslimbrüder ausgeschaltet wurden, als Verbündete Erdogans, käme der Türkei wiederum recht, für die Katar so etwas wie ein reicher Stützpunkt am Persischen Golf geworden ist. Und der persische Golf, das ist ja bekannt, ist von größter geopolitischer Bedeutung. Ankaras Einfluss wächst - weit über sein unmittelbar geopolitisches Umfeld hinaus.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"