Letzte Woche sprach ich mit zwei Männern. Beides Menschen, die ihre eigene Zukunft und die der Welt betrachten. Der erste ist voller Hoffnung und zufrieden mit seinem Leben, den zweiten plagen große Zukunftsängste. Der Zweite namens Martin Wenzl schickte mir sein „Fließendes Manifest“. Es handelt von seiner Idee, das Geld teils neu zu erfinden und unser Geldsystem gerechter zu konstruieren. Eine Idee, in der viel Herzblut steckt und ich ihm deshalb auch gerne antworte.

Ein freundlicher Koch aus Korea

Der freundliche Koch aus Korea schaut optimistisch, aber auch voller Hoffnung gepaart mit Demut in die Zukunft. Er lebe schon viele Jahre in Deutschland, berichtet der Küchenmeister, dessen Bibimbab einzigartig lecker, frisch und gesund schmeckt. Ohne Glutamat, Hefeextrakt und sonstige Hilfsmittel zur Geschmacksverstärkung. Die Gäste lieben es! Sein Restaurant, das er schon seit zehn Jahren gemeinsam mit seiner Frau führt ist stets gut besucht bis ausgebucht.

Seine Altersvorsorge sei gesichert, erklärt er. Für ihn sei gesorgt. Nicht durch eine Riester-, Rürup- oder gesetzliche Rente, sondern schlicht und einfach durch seine Familie. Zurzeit versorgt er seine studierenden Kinder und seinen alter Vater in Südkorea. Ihm selbst bleibe nicht viel, sagt er. Doch was braucht ein Mensch schon zum Leben, fragt er mich. Etwas zum Essen und ein Dach über dem Kopf seien das Einzige, was man tatsächlich brauche. Und er habe seine Arbeit, die ihn voll und ganz ausfülle. Er sei überaus dankbar und glücklich mit seiner Situation und lebe sehr gerne in Deutschland. Er schätze die Deutschen und das Land sehr. Alles sei so verlässlich, ordentlich und gut.

Die Südkoreaner lebten lange und leben teils heute noch in großer Angst. Manche fürchten sich vor einer erneuten Invasion Nordkoreas. Diese Angst ist größtenteils verflogen, doch immer noch Begleiter der Menschen - vornehmlich der älteren Generation. Die Menschen in Südkorea dürfen ähnlich wie in Deutschland mit einem hohen Alter rechnen, bevor sie sterben. Männer werden im Schnitt 79 Jahre alt, Frauen 85 Jahre. Ein Geschenk, wenn man denn möglichst gesund bleibt und den Lebensabend in Ruhe und mit Lebensfreude genießen darf.

Seine Großeltern und Eltern vertrauten niemals dem Staat, sondern vielmehr der eigenen Familie und natürlich auf die Kinder, denen er mit harter Arbeit in der Küche ein Studium im Ausland ermöglicht, erläutert der koreanische Koch weiter. Sie werden es ihm danken, verspricht er hoffend, wobei sich ein leichter, fast nicht wahrnehmender Zweifel in seine Stimme mischt. Doch Angst vor seiner Zukunft im Alter habe er nicht. Irgendwann werde er zurückgehen in seine Heimat und für ihn wird gesorgt sein. Seine Augen strahlen und glänzen leicht feucht.

Der deutsche Schauspieler Martin Wenzl

Martin Wenzl ist ein deutscher Schauspieler. Manche unserer Leser, die noch Fernsehen gucken, kennen ihn vielleicht aus der Serie „Dahoam is Dahoam“, in der er ab 2009 in einer Hauptrolle den Ludwig Brunner spielte. Er ist mit 32 Jahren noch jung, aber im Gegensatz zum koreanischen Koch voller Angst vor der Zukunft. Wie bereits erwähnt: Letzte Woche sprach ich mit beiden, wobei Martin Wenzl sehr besorgt ist und seine Gedanken über ein besseres, gerechteres bzw. erweitertes Geldsystem in einem Aufsatz namens „Das fließende Manifest“ zusammengefasst hat.

Die düstere Ausgangslage

Martin Wenzl zeichnet zunächst ein düsteres Bild unserer Zukunft. Er führt u.a. den Raubbau an der Natur, die Verknappung der Ressourcen, den internationalen Terrorismus, die unfassbare Bürde des Atommüll-Problems und den seiner Meinung nach menschengemachten Klimawandel an. Man kann ihm in vielen Punkten zustimmen, wobei ich mir persönlich nicht sicher bin, ob der Klimawandel nicht doch zu einem großen Teil durch die schwankende Sonnenaktivität bedingt ist. Warum sonst gab es in der Erdgeschichte immer wieder große klimatische Unterschiede? Warm- und Kältephasen wechselten sich stets regelmäßig ab. Es gab Eiszeiten und zeitweise wurde in England Weinbau betrieben. Wissenschaftlich sei der menschengemachte Klimawandel belegt, ist Martin Wenzl überzeugt. Ich habe meine Zweifel. Wie oft haben sich Wissenschaftler in der Menschheitsgeschichte schon geirrt. Ja, die Erde war einmal eine Scheibe. Sei´s drum: Argumente des Für und Wider gibt es in beiden Lagern der Klimaforscher genug. Doch auch hier sollte man die Frage stellen: Cui bono? Wem nützen die Erkenntnisse der Wissenschaftler, die einen menschengemachten Klimawandel propagieren?

Die Angst vor der Zukunft

Wenn ich an mein Leben zurück denke, plagten mich oft Ängste. Und ich gebe zu, dass mich verschiedene Ängste nie ganz verlassen haben. Viele sind verblasst, andere hinzugekommen. Furcht vor einer schweren Krankheit nimmt mit dem Älterwerden bei mir zu. Und die Angst, dass den eigen Kindern etwas passieren könnte, ist unterschwellig immer vorhanden. Aber Hand auf´s Herz! Ging das nicht allen Menschen zu allen Epochen nicht immer schon so? Ist die Geschichte der Menschheit nicht schon immer eine permanente Geschichte der Furcht und Angst?

Es liegt wahrscheinlich in der Natur des Menschen - im Gegensatz zu den Tieren, oftmals berechtigte, manchmal zu große Furcht vor der Zukunft zu entwickeln. Wenn ich allein an die letzten Jahrzehnte und die vielen kollektiven Panikattacken denke: die Kuba- und Ölkrise, das Waldsterben, das Ozonloch, BSE, AIDS, Peak-Oil, die Schweine- und Vogelgrippe, aktuell die Wahl Donald Trumps, etc.. Das alles waren Dinge, die viele Menschen denken ließ, die Welt ginge unter. Ich will mich oftmals nicht ausschließen. Bis heute dreht sie sich Gott sei Dank immer noch. Interessant ist nur, dass bei fast allen vermeintlichen, medial ausgeschlachteten Katastrophen immer auch wirtschaftliche Interessen verfolgt wurden.

Beispiel Waldsterben

Zu Beginn der 1980iger Jahre stand wissenschaftlich fest, dass allein der saure Regen - bedingt durch Einbringung von Schwefeldioxid (SO2) in die Atmosphäre - und das dadurch verursachte Waldsterben zu einer „Umweltkatastrophe bisher unbekanntem Ausmaßes“ führen würde. Damals wurden Gegenmaßnahmen eingeleitet, von der die Industrie profitierte: Katalysatoren und Entschwefelungsanlagen wurden in Autos, Kraftwerken und Müllverbrennungsanlagen eingebaut. Ob es tatsächlich ohne diese Maßnahmen zu einem großflächigen Baumsterben gekommen wäre, ist bis heute unklar. Heute weiß man (angeblich), dass viel mehr Faktoren für die Schäden an den Bäumen verantwortlich waren. Ähnlich könnte es beim Klimawandel sein, von dem Martin Wenzl in seinem Manifest behauptet, er sei eine der größten menschengemachten Bedrohungen der Menschheitsgeschichte.

Fakt ist, bis jetzt wurden die vergangenen großen Probleme der Menschheit stets mehr oder weniger gelöst, zumindest soweit zurückgedrängt, dass sie medial schon wenige Monate bis Jahre später nicht mehr als Weltuntergangsprophezeiung herhalten konnten. Es bleibt zu hoffen, dass das so bleibt. Sicher bin ich mir keineswegs – vor allem, wenn ich an die Last des Atommülls, die völlige Überrüstung der Welt und den realpolitischen und religiösen Wahnsinn denke.

Das fließende Manifest

Martin Wenzl macht für dem Missstand und die meisten Probleme in dieser Welt unser bestehendes Geldsystem verantwortlich. Wobei er das Geld in erster Linie als sinnvolles Tauschmittel betrachtet, das immer auch mit Schuld behaftet ist. Das mit der Schuld ist völlig richtig. Geld als Tauschmittel zu betrachten imho nicht ganz.

Schon oft habe ich hier auf cashkurs.com darüber geschrieben, dass Geld nur selten als reines Tauschmittel, sondern vielmehr als Vorfinanzierungs- und Kreditmittel diente. Die Form des Geldes war dabei überaus variabel und weltweit und regional sehr unterschiedlich. Man denke an Muscheln, Kerbhölzer, Steine, etc. Das Geld war vielmehr immer schon ein Maßstab für die Höhe von Schulden. Und auch, wenn in früheren Zeiten Gold- und Silbermünzen als Geld benutzt wurden: Nur in den seltensten Fällen entsprach der Material- dem aufgedruckten Wert. Letztendlich ging es beim Geld immer nur um die Dokumentation einer Schuld.

Der reine Warentausch fand hingegen immer nur in Notsituationen z.B. in Kriegs- oder Nachkriegszeiten statt, meist nach dem Zusammenbruch einer Volkswirtschaft. Auf reine Tauschgeschäfte wurde also immer nur zurückgegriffen, wenn ein Mangel an Geld vorlag. Gesellschaften, deren Wirtschaftssystem langfristig über viele Jahrzehnte bis Jahrhunderte ausschließlich auf Tauschhandel basierten, haben niemals in der Menschheitsgeschichte existiert. In welcher Epoche denn auch? Selbst im alten Ägypten 3000 v. Chr. wurde bereits Geld als Kreditmittel und Rechnungseinheit benutzt.

Die Natur als Vorlage für ein neues Geldsystem

Martin Wenzl ist ausgebildeter Schauspieler. Vielleicht fragen Sie sich, warum man sich überhaupt mit seiner Idee eines neuen Währungskonzeptes befassen sollte und darf. Erstens weil ich viele Menschen kenne, die autodidaktisch zu Themen der Finanzwelt und des Geldsystems gekommen sind und zweitens, weil die vorherrschende Mainstream-Wirtschaftswissenschaft keine Lösungen zur Vermeidung der nächsten großen Wirtschaftskrise anbietet. Es wird an Symptomen herumgedoktert. Mehr nicht. Seit 2008 läuft alles weiter wie bisher.

Als Vorbild für sein Währungskonzept schlägt Martin Wenzl einen interessanten Weg ein. Er nimmt sich hierbei die Natur zum Vorbild, die stets in Kreisläufen arbeitet. Seine Währung nennt er Flumen nach dem lateinischen Wort für Fluss oder Strom. Der Effekt ihrer Benutzung soll der sein, dass jede wirtschaftliche Handlung dem Leitgedanken größtmöglicher Energie- und Materialeffizienz untergeordnet wird.

Der Kern der Idee ist, Geld nicht als schuldbehafteten Kredit in die Welt zu bringen, sondern die Währung 1. durch Energie und 2. durch Masse zu decken. Wenzl bezieht sich hierbei auf das Naturgesetz der Äquivalenz von Masse und Energie. Von daher sollte ein Flumen auch jederzeit diese beiden Größen abdecken bzw. gegen diese eintauschbar sein.

Nötig für die Einführung des Flumens ist eine Genossenschaftsbank. Jedes Mitglied zahlt auf sein persönliches Konto einen beliebigen Betrag ein, der in Flumen umgerechnet wird.

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