Was Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping von dem Haftbefehl hält, der auf Betreiben westlicher Mächte gegenüber Wladimir Putin ausgestellt wurde, vom Internationalen Strafgerichtshof ((IStGH), machte dieser gleich zu Beginn seiner Reise nach Russland deutlich.

Während in westlichen Medien zunächst frohlockt wurde, wie klein die Welt für den russischen Präsidenten angeblich geworden sei, was schon ein Bildungsdefizit in westlichen Redaktionsstuben und politischen Institutionen offenbart, denn immerhin handelt es sich bei Russland um den größten Flächenstaat der Welt, lud der Generalsekretär der kommunistischen Partei Chinas seinen Gastgeber im Kreml zu einem Gegenbesuch in Peking ein.

Baerbock ist enttäuscht

Bundesaußenministerin Baerbock zeigte sich daher natürlich auch enttäuscht über den Verlauf der Treffen zwischen den beiden Staatsoberhäuptern, denn wieder einmal wurde deutlich, dass weder jene „feministische“ oder gar „werteorientierte“ Außenpolitik, welche die Grünen-Politikerin zu vertreten vorgibt, den diplomatischen Takt der Welt vorgibt, sondern die Interessen von Staaten, basierend auf Demographie, Geographie und geopolitischen Zielsetzungen.

Was soll man auch von einer Außenministerin erwarten, deren Ministerium mit Leoparden-Emojis die Lieferung schwerer deutscher Kampfpanzer kommentiert.

Eine neue Ära

Doch die Welt nimmt keine Rücksicht auf das Wolkenkuckucksheim, jener akademisch-politisch-publizistischen Kunstlandschaft, welches die öffentliche Meinung im Westen einseitig dominiert und fehlinformiert.

Stattdessen steht im Fokus des Treffens an der Moskwa die Frage, ob Xi Bewegung in eine von China gestartete Friedensinitiative bringt. Russlands Präsident Wladimir Putin erwartet sich von dem Treffen eigenen Angaben zufolge eine „neue Ära“ der bilateralen Beziehungen.

Putin sichert Peking eine dauerhafte Versorgung mit Öl und Gas zu

Putin und Xi unterzeichneten nach formalen Konsultationen im Kreml zwei umfangreiche Abkommen für den Ausbau und die Intensivierung ihrer strategischen Partnerschaft und Zusammenarbeit bis 2030. Russlands Staatsfernsehen strahlte am Dienstag die Unterzeichnungszeremonie im Kreml live aus.

Xi lobte die „konstruktiven Gespräche“ mit Putin und sprach von einem Ausbau des Handels und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland. Der russische Präsident ließ diesbezüglich verlautbaren, dass seine Regierung chinesischen Firmen helfen werde, westliche Firmen zu ersetzen, die sich nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine zurückgezogen hatten. Allen voran hat Putin Xi dauerhaft eine zuverlässige Versorgung mit Öl und Gas zugesichert.

Die Drehung der Welt nach Osten

Was hier zu entstehen beginnt, ist eine Drehung der Welt nach Osten. Wie könnte es auch anders sein, wenn der bevölkerungsreichste Staat der Welt, der auch ökonomisch dabei ist die USA vom ersten Platz zu stoßen, so ein Abkommen mit dem Nachbarland unterzeichnet, dem größten Flächenstaat der Welt mit einem Rohstoff-Reservoir, welches die ganze Welt versorgen könnte.

An den Ufern des Amur und des Ussuri

In diesem Zusammenhang wird die unermessliche Grenzregion zwischen Russland und China, welche unter anderem durch die Ströme des Amur und des Ussuri geprägt wird, eine globale Aufwertung ohne Gleichen erfahren. Was den Ussuri angeht, dieser Nebenfluss des Amur, der 1969 ins Blickfeld der Weltöffentlichkeitgeriet, als es dort zu blutigen Gefechten zwischen der Armee der Sowjetunion und der Volksbefreiungsarmee der Volksrepublik China kam, als dort die beiden kommunistischen Supermächte an einem Atomkrieg vorbeirauschten, wird in Zukunft eine wichtige geopolitische Rolle spielen.

Denn dort werden die riesigen Rohstoffmengen in die Volksrepublik China verbracht, flankiert von gegenseitigen ökonomischen und militärischen Kooperationen, gegen die niemand außerhalb etwas unternehmen kann. Aber, diese Entwicklung wird sich nicht auf diese Region begrenzen, sondern vollzieht sich vom Eismeer, über den Pazifik, die riesige Landmasse Ostasiens über Zentralasien, bis zum Persischen Golf.

Amerikas Niederlage am Persischen Golf

In Peking unterzeichneten erst kürzlich die beiden bis dahin verfeindeten sunnitisch und schiitischen Regionalmächte Saudi-Arabien und Iran ein Abkommen, welches die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Riad und Teheran anstrebt.

Dieser diplomatische Coup der Volksrepublik, wird die geopolitische Lage im Nahen Osten grundlegend verändern. Das gemeinsame Statement wurde zusammen mit China veröffentlicht, das den Deal eingefädelt hat. Für Peking wird der Vermittlungserfolg eine wohl nachhaltige Stärkung seiner zwangsläufigen Rolle als Supermacht bringen. Für die Region könnte es im Idealfall dazu führen, dass zahlreiche Stellvertreterkonflikte beendet oder zumindest entschärft werden – insbesondere der Bürgerkrieg im Jemen.

Für den Westen, insbesondere für die USA, ist das eine schwere diplomatische Schlappe, die wohl auch auf der Grundlage des spannungsgeladenen Verhältnisses zwischen US-Präsident Joe Biden und dem mächtigen saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman entstand.

Für Israel ist die Einigung wenig erfreulich. Premier Benjamin Netanjahu hatte gehofft, über eine gemeinsame Allianz gegen die Beinahe-Atommacht Iran mit den USA und Saudi-Arabien einen Friedensschluss mit Riad abschließen zu können.

Woher der Wind am Persischen Golf zukünftig wehen wird, nämlich von Osten, wurde auch dadurch verdeutlicht, dass China, Russland und der Iran dort in der vergangenen Woche ein gemeinsames Marinemanöver abhielten. Der Einfluss der USA im Nahen und Mittleren Osten schwindet“, kommentierte daher der ehemalige CIA-Agent Robert Baer diese Entwicklung, im Interview mit dem Verfasser dieses Beitrages.

Was für ein Treppenwitz der Geschichte. Die westliche Reaktion auf den Krieg gegen die Ukraine entwickelt einen Bumerang-Effekt ungeahnten Ausmaßes.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Eine neue Weltordnung entsteht, auch wenn unsere Medien und Politiker dieses entweder nicht erfassen, oder verdrängen. Die Karten werden neu gemischt, neue Achsen der Macht formieren sich.

Europa steht angesichts dieser Entwicklung ziemlich hilflos da. Ja ziemlich erbärmlich, durch seine einseitige transatlantische Ausrichtung, an der Seite der USA, einer schwankenden Supermacht, die ohne Frage weiterhin eine führende Rolle der Weltpolitik darstellen wird, aber selbst vor innenpolitischen Veränderungen steht, die sich auf unseren Kontinent auswirken werden.

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