Die FDP als Fahne im Wind

Falls Lindner davon ausgegangen war, seine FDP als Fahne im Wind innerhalb der Ampel-Regierung erfolgreich etablieren zu können, ein Image welches dieser Partei nie ganz abstreifen konnte, so war diese Strategie nicht von Erfolg gekrönt.

Lindner erzählt vom Pferd

Ebenso scheiterte der Versuch, den Unmut der Bauern und ihrer Sympathisanten als Wasser auf die Mühlen der FDP zu lenken, indem er sich einer markigen „rechten Rhetorik“ bediente. Die Mühlen blieben trocken.

Auch als der Minister, der noch kürzlich stolz Milliarden von deutschen Steuergeldern in der von chronischer Korruption geplagten Ukraine versenkte, der aufgebrachten Menge etwas vom Pferd erzählte, nämlich er sei neben Wiesen, Feldern und Wald aufgewachsen, sei Jäger und miste auch gelegentlich einen Pferdestall aus, weshalb er einer von ihnen sei und ganz doll Verständnis für das Anliegen der Landwirte habe, nahmen die Unmutsbekundungen kein Ende.

Mit eingefrorenem Lächeln, so als habe er eine Überdosis Botox verabreicht bekommen, glitt Lindner zwar nicht in eine Blut- und Boden-Rhetorik ab, lehnte sich aber doch so stark nach rechts, das eine Zuhörerin, welche am Tag zuvor aus Hessen angereist war, die Frage stellte "Ist der jetzt bei der AfD?", um ihrer unmittelbaren Umgebung anzuvertrauen: "Dann wähl´ ich dann doch lieber das Original!"

Während Lindner immer massiver, nahezu verzweifelt versuchte, sich der wütenden Masse gegenüber anzubiedern"Die Klimakleber haben das Brandenburger Tor beschmiert, die Bauern haben das Brandenburger Tor geehrt."schien der Schlagruf "Hau ab!" nicht mehr zu verstummen.

Die Masse und der Minister

Die gescheiterte Symbiose zwischen einem Politiker und einer Partei die dem Individualismus frönt, sowie der Masse, ist aus sozialwissenschaftlicher Bilanz durchaus bemerkenswert. Man hätte den Spin-Doktoren von Lindner, oder gar ihm selbst doch geraten, einmal den Klassiker "Der Aufstand der Massen", zu studieren, jenes Standardwerk des spanischen Philosophen José Ortega y Gasset, welches schon 1929 erschien, aber teilweise noch von zeitloser Aktualität erscheint. Dort heißt es beispielsweise

Die Wirklichkeit, die wir Staat nennen, ist nicht die natürlich entstandene Gemeinschaft, die durch Blutsverwandtschaft verbunden ist. Der Staat fängt an, wenn durch Geburt getrennte Gruppen zum Zusammenleben gezwungen sind. […] Vor allem anderen ist der Staat das Projekt und Programm einer Zusammenarbeit. […] Der Staat ist weder Blutsverwandtschaft noch sprachliche oder territoriale Einheit, noch Nachbarschaft der Wohnplätze...“

Die Agonie der Ampel

Die Frage aber, ob Christian Lindner seine Zuhörer für Blöde hielt, angesichts seiner Wortwahl, frei nach Trotzki, der einst behauptete, das Land "sei von Idioten bevölkert...", bleibt unbeantwortet.

Auffällig war es aber, dass der Finanzminister, wie auch zuvor schon andere Minister und Protagonisten der Ampel sich so darzustellen versuchten, als seien sie gar kein Mitglied der Bundesregierung.  

Hierbei handelt es sich natürlich um den Ausdruck einer Bankrotterklärung, das Scheitern einer Drei-Parteien Regierungskoalition, die deshalb gescheitert ist, da sie sich außenpolitisch bedingungslos und willfährig unter die Vorherrschaft der USA und der NATO gestellt hat, nun aber mit den sozialen und wirtschaftlichen Folgen im Inland nicht mehr klar kommt, flankiert von der Tatsache, dass sich Washington längst wieder geopolitisch umorientiert. Was wir dieser Tage erleben, ist die Agonie der Ampel, einer Regierung die gescheitert ist, egal wie lange sie noch regiert.

„Was heißt das konkret für mich?!“

Es spricht einiges dafür, dass das Jahr 2024 so etwas wie eine historische Zäsur darstellen könnte. Das Jahr in dem das Parteiensystem der alten Bundesrepublik, welches schon seit Jahrzehnten einem stetigen Transformationsprozess ausgesetzt ist, implodiert. Das Ergebnis der Europawahl, vor allem aber die Landtagswahlen im Herbst, in Sachsen, Thüringen und Brandenburg, dürften diese Entwicklung beschleunigen.

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