Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0815 (05:21 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0768 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 149,92. In der Folge notiert EUR-JPY bei 162,15. EUR-CHF oszilliert bei 0,9525.

Märkte: Verhaltene Risikoaversion ex China

Die Internationalen Finanzmärkte waren in den letzten 24 Stunden unter Ausblendung der Märkte in China und Honkong von einer verhaltenen Risikoaversion geprägt.

Das geopolitische Umfeld bleibt kritisch. Entspannungsmomente sind nicht ansatzweise erkennbar. Ganz im Gegenteil erscheinen die Positionen unvereinbarer denn je. Analogien zu 1914 werden markanter, da Personen, die die "Kunst der Diplomatie" vertreten, kein Gehör finden.

Das Datenpotpourri lieferte weiter divergente Signale. Dänemark reüssierte mit starken BIP-Daten, die Eurozone mit einer starken Leistungsbilanz und Kanada mit unerwarteter Inflationsentspannung. Dagegen enttäuschten die US-Frühindikatoren (Conference Board), die den 22. Monat in Folge im Monatsvergleich sanken. Diese Datenreihe steht im diametralen Widerspruch zu der BIP-Entwicklung. Die Reuters Tankan-Indices (Japan) sanken im Monatsvergleich (alle Daten im Datenpotpourri am Ende des Reports).

Aus Deutschland erreichten uns zumeist ernüchternde Nachrichten. Der nominale Umsatzanstieg im Gastgewerbe ist per 2023 mit 8,5% geringer ausgefallen als bisher geschätzt (9,6%). Real (inflationsbereinigt), lag das Plus bei 1,1% (zuvor geschätzt 2,6%). Laut Dehoga sei die Lage im Gastronomiegewerbe extrem angespannt. Per Januar lägen die Erlöse 10,2% tiefer als im Vorjahr. Die Aussichten seien düster. Die Immobilienweisen warnen vor einer Krise (siehe unten). Hoffnung macht das in Aussicht gestellte "Wirtschaftswende-Konzept" von Herrn Lindner (siehe unten).

Aktienmärkte der westlichen Hemisphäre standen größtenteils unter leichtem Druck. Der Late Dax verlor 0,04%, der EuroStoxx 50 stieg dagegen um 0,04%, der S&P 500 gab um 0,70% nach, der Dow Jones um 0,14%, der Citi US-Tech 100 um 1,10% und der Nikkei (Japan) um 0,31% (Stand 06:35 Uhr). Dagegen konnten in Fernost der CSI 300 um 2,35% und der Hang Seng um 2,38% zulegen.

An den Rentenmärkten führte die verhaltene Risikoaversion zu eine zarten Korrektur auf dem erhöhten Renditeniveau. 10-jährige Bundesanliehen rentieren aktuell mit 2,38% (Vortag 2,41%), während 10-jährige US-Staatsanleihen eine Rendite in Höhe von 4,27% (Vortag 4,31%) abwerfen. Der USD verlor gegenüber dem EUR, Gold und Silber überschaubar an Boden.

Deutschland: Immobilienweise warnen vor Krise

Die Bundesregierung wird ihr Wohnungsbauziel nach Prognose der "Immobilienweisen" künftig deutlicher verfehlen. Die Krise sei tiefer, als die Baufertigstellungs- und Baugenehmigungszahlen bislang zeigten, so das Gutachten. Noch zehre der Wohnungsbau von Projekten, die vor den Zinserhöhungen begonnen worden seien. Angesichts der eingebrochenen Genehmigungszahlen und unter Berücksichtigung der Bauzeiten dürften die Fertigstellungen bis auf 150.000 pro Jahr sinken (Ziel Bundesregierung 400.000, 2023 270.000).

Mit den aktuellen Niveaus von Zinsen, Baulandpreisen, Baukosten und Mieten rechnet sich der Neubau von Wohnungen nicht, so die Experten. Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA), der das Gutachten an die Bundesbauministerin übergab, warnte vor einem sozialen Debakel. In Deutschland fehlten bereits in diesem Jahr mehr als 600.000 Wohnungen. Bis zum kommenden Jahr stiege diese Zahl auf 720.000, bis 2027 sogar auf 830.000. Die Analyse der Experten sei nicht nur ein Wake-up-Call, sondern in einigen Punkten ein regelrechter Sirenen- Alarm, so der ZIA-Präsident Mattner.

Kommentar: Der Status ist prekär, der Ausblick ist prekärer. Die Hintergründe sind multikausal, denn in anderen Ländern, unter anderem dem UK und den USA, sind diese Probleme (u.a. Preisentwicklung der Wohnimmobilien) unausgeprägter. Das gestiegene Zinsniveau ist zunächst der markanteste Einflussfaktor, den gibt es aber auch in den USA und dem UK. Daneben ist es eine Überregulierung, die immer höhere Anforderungen (Kostenintensität) rechtlich vorschreibt. Zudem gibt es massive Verunsicherungen, da Politik nach Gutsherrenart verfährt (Heizungsgesetz) und damit Bewertungen des Immobilienbestands historisch einmalig belastet hat (Wohlstandsverlust, Beleihungsstress). Es geht also nicht nur um „"nackte" Zahlen, sondern es geht auch um verspieltes Vertrauen durch diskretionäre Handlungen dieser Regierung.

Deutschland: "Wirtschaftswende- Konzept" ante portas?

In der Auseinandersetzung um die richtige Strategie zur Belebung der deutschen Konjunktur will Bundesfinanzminister Lindner einem Medienbericht der Bild-Zeitung zufolge in den nächsten drei Wochen bei einem Treffen mit Bundeskanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck ein "Wirtschafswende"-Konzept vorlegen.

Kommentar: Nett – „"Belebung der Konjunktur"! Wo bleibt die intellektuelle Kunst der Abstraktion. Es geht hier nicht um ein Konjunkturproblem, sondern um ein Strukturproblem, das sich in der Konjunktur niederschlägt. Wer eine falsche Diagnose stellt, wird die falschen Medikamente verschreiben und den Gesundheitszustand (Struktur) weiter gefährden!

Auch Wirtschaftsminister Habeck will ein eigenes Papier vorlegen.

Kommentar: Ich bin gespannt. Bisher hat die Wirtschaftspolitik Habecks diesem Land strukturell und konjunkturell massiv und historisch einmalig geschadet. Das ist ablesbar in der Konjunkturlage, aber auch in dem Absturz bei internationalen "Rankings". So etwas hat es nie zuvor gegeben. Auch andere Länder litten und leiden unter den geopolitischen Problemen. Es war und ist diskretionäre Politik der Regierung, die dieses Land darüber hinaus belastet hat (erkennbar im relativen Vergleich der Performance). Entscheidend ist auch, dass die Politik das Vertrauen der Wirtschaft und Politik so massiv wie nie zuvor zerrüttet hat.

Entscheidend war, dass man Echokammern in Berlin aufgebaut hat, in denen hinterfragende kritische Geister von vornherein im Rahmen eigener Selbstherrlichkeit ausgeschlossen waren und sind. Ist man in Berlin bereit, sich den Fehlern zu stellen und zuverlässige und zielführende Strukturpolitik zu verankern (Aristoteles!)? Es wäre höchste Zeit!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Divergente Entwicklungen bei Kfz-Registrierungen

 

Bei den Kfz-Registrierungen gibt es hohe Volatilitäten bezüglich Basiseffekten und Monatsschwankungen.

Die Leistungsbilanz der Eurozone wies per Dezember einen Überschuss in der saisonal bereinigten Fassung in Höhe von 31,95 Mrd. EUR nach zuvor 24,60 Mrd. EUR aus.

Dänemark: BIP legt markant zu

Die Wirtschaftsleistung Dänemarks verzeichnete per 4. Quartal 2023 einen Anstieg in Höhe von 2,0% im Quartalsvergleich (3.Quartal -0,4%) und 3,1% im Jahresvergleich (3. Quartal -0,3%).

USA: Frühindikatoren den 22. Monat in Folge mit Rückgängen

Der Index der Frühindikatoren nach Lesart des Conference Board sank per Berichtsmonat Januar im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose -0,3%) nach zuvor -0,2% (revidiert von -0,1%). Es war der 22. Rückgang in Folge. Wie passt das mit der BIP-Entwicklung zusammen?

Kanada: Verbraucherpreise (J) sinken stärker als erwartet

Die Verbraucherpreise waren per Januar im Monatsvergleich unverändert (Prognose 0,4%, Vormonat -0,3%). Im Jahresvergleich kam es zu einer Anstieg um 2,9% (Prognose 3,3% nach zuvor 3,4%).

Japan: Reuters-Tankan Indices schwächer

 

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!

 

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