Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1866 (06:04 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1829 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110,13. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130,69. EUR-CHF oszilliert bei 1,0855.

An den Finanzmärkten herrscht Stabilität zu Wochenbeginn vor. Die Berichtssaison der Unternehmen offeriert erste Impulse. BASF, das größte Chemie-Unternehmen der Welt, hat im zweiten Quartal 2021 den Gewinn auf 2,35 Mrd. EUR verzehnfacht (J). Die EBIT-Prognose wurde auf 7,0 – 7,5 Mrd. EUR (bisher 5,0 – 5,8 Mrd.) per 2021 erhöht.

USA auf Chinas Spuren

Nach China adressieren nun auch die USA das Thema der unzulässigen Marktmacht der Konzerne, sowie die daraus abgeleitete politische Einflussnahme, regulativ. Die USA befinden sich erkennbar auf Chinas Spuren. Biden will per Dekret den Wettbewerb in der Wirtschaft fördern. Er unterzeichnete einen Erlass, der Monopole und Wettbewerbshindernisse in verschiedensten Branchen abbauen soll. Dabei will Biden 72 Vorhaben von mehr als zehn Behörden umsetzen lassen. So soll die Kartellbehörde FTC Facebook, Apple, Google und Amazon stärker regulieren.

Die FTC soll geplante Fusionen genauer prüfen und vollzogene Zusammenschlüsse erneut checken. Biden argumentierte, dass Waren zu überhöhten Preise angeboten, Löhne gedrückt und junge Firmen vom Marktzugang ausgeschlossen würden. Er sagte, dass Kapitalismus ohne Wettbewerb kein Kapitalismus sei, sondern Ausbeutung. Die US-Handelskammer widersprach. Der Vorstoß sei ein zu großer Eingriff in die Wirtschaft. Man werde sich entschieden gegen staatlich fixierte Preise, erdrückende und fragwürdige Bestimmungen sowie Versuche wehren, innovative Branchen wie öffentliche Versorgungseinrichtungen zu behandeln.

Fazit: Die strukturellen US-Veränderungen wären positiv. Sie sind längst überfällig!

China reagiert

China reagiert im Konflikt mit den USA, indem Kapitalmarktabhängigkeiten von den USA - nach vorherigen aggressiven US-Drohkulissen - Maßnahmen Pekings erforderlich machten. Das ist jedoch nur eine Seite der Medaille, es geht auch um das Thema Datensouveränität. Ich hoffe, dass Berlin und Brüssel an dieser Stelle genau zuhören …

Peking verschärft die Regeln für Börsengange chinesischer Unternehmen im Ausland. Unternehmen mit Daten von mehr als einer Mio. Nutzern müssen sich laut der Aufsichtsbehörde CAT einer Sicherheitsüberprüfung stellen, bevor sie an einen Aktienmarkt im Ausland gehen können. Entscheidend sei, ob Daten von ausländischen Regierungen beeinflusst, kontrolliert oder manipuliert werden könnten.

So war CAT jüngst gegen das chinesische Fahrdienstunternehmen Didi vorgegangen und hatte nach dessen US-Börsendebüt die App mit Verweis auf die nationale Sicherheit gesperrt. Als Grund wurden Verstöße bei der Sammlung und Nutzung persönlicher Daten genannt. Die USA haben den rechtlich nicht definierten Begriff der „nationalen Sicherheit“ (Aspekt Beliebigkeit) als Rechtsmittel in den internationalen Verkehr gebracht. Was Washington kann, kann Peking auch. Handeln hat Konsequenzen. Das gilt offensichtlich nicht für die EU im Umgang mit den USA (trotz Snowden!).

Die Ankündigung, dass sich chinesische Firmen künftig Pläne für einen Börsengang im Ausland absegnen lassen müssen, könnte den IPO-Markt in den USA empfindlich treffen. Sollten global erfolgreiche Unternehmen dieser Welt zunehmend nicht mehr in den USA gelistet sein? Was hieße das für die Attraktivität der US-Börsen?

Die von den USA initiierte ansatzweise Teilung der Welt zeigt Folgen, die nicht nur in den Cash-Flows der USA ankommen, sondern auch Fragen ob der Bedeutung der US-Märkte perspektivisch begründen können. Schaut die EU genau hin?

EZB: "Forward Guidance" im Fokus

Die EZB wird auf der kommenden Juli-Ratssitzung ihren geldpolitischen Ausblick im Zuge der neuen Strategie anpassen. Christine Lagarde sagte, es werde eine Prüfung der Forward Guidance hinsichtlich des Strategiechecks geben. Die Forward Guidance ist der geldpolitische Ausblick mit Aussagen zu den Zeitlinien der Zins- und der Geldpolitik.

Die Chefin der EZB würde sich weiter engagieren, günstige Finanzierungsbedingungen in den Volkswirtschaften des Währungsraums zu bewahren. Die EZB wolle die konjunkturelle Erholung unterstützen. Sie stellte einige interessante Variationen und Veränderungen hinsichtlich des Strategiechecks in Aussicht.

Lagarde zufolge sei die Zeit nicht gekommen, um über ein Zurücknehmen der Unterstützungen zu sprechen, die die EZB im Kampf gegen die ökonomischen Folgen der Corona-Krise auf den Weg gebracht hatte. Sie erwarte, dass das auf 1,85 Billionen EUR angelegte Anleiheankaufprogramm PEPP bis März 2022 fortgesetzt würde. Nach dem März würde es womöglich in ein neues Format übergehen.

Fazit:

Es wird keine markante Neuausrichtung geben. Viele Worte wurden gewechselt und präsentiert. Es hat sich nichts substanziell verändert. Niedrigzins, negativer Realzins und Vollkasko bleiben!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Italiens Industrie im Sog der Lieferkettenprobleme

In Italien sank die Industrieproduktion per Mai im Monatsvergleich unerwartet um 1,5 % (Prognose 0,3 %) nach zuvor 1,5 % (revidiert von 1,8 %). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 21,1 % (Prognose 24,7 %) nach zuvor 79,5 % (revidiert von 79,0 %). Lieferkettenprobleme spielen eine übergeordnete Rolle.

UK: BIP positiv, aber Prognosen verfehlt

Das BIP nahm per Berichtsmonat Mai im Monatsvergleich um 0,8 % zu (Prognose 1,5 %). Der Vormonatswert wurde von 2,3 % auf 2,0 % revidiert. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 24,6 % (Prognose 25,9 %) nach zuvor 27,4 % (revidiert von 27,6 %).

China: Mindestreservesatz um 0,50 % gesenkt

Der Mindestreservesatz der Zentralbank Chinas wurde mit Wirkung ab 15. Juli von zuvor 12,50 % auf 12,0 % gesenkt. Das Kreditwachstum lag im Jahresvergleich per Berichtsmonat Juni bei 12,3 % (Prognose 12,1 %) nach zuvor 12,2 %. Der PKW-Absatz sank per Juni im Jahresvergleich um 12,4 % maßgeblich wegen des Chipmangels. Im ersten Halbjahr stellte sich dennoch ein Anstieg um 25,6 % ein.

USA: Großhandel läuft

Die Lagerbestände des Großhandels nahmen laut Revision per Mai im Monatsvergleich um 1,3 % zu (bisher 1,1 %). Der Absatz stieg im Großhandel im Monatsvergleich um 0,8 % nach zuvor 1,1 % (revidiert von 0,8 %).

Japan: Erzeugerpreise über Prognose, Auftragseingang stark

Die Erzeugerpreise legten im Monatsvergleich um 0,6 % (Prognose 0,6 %) nach zuvor 0,8 % (revidiert von 0,7 %) zu. Im Jahresvergleich setzte sich das in einen Anstieg um 5,0 % (Prognose 4,7 %) nach zuvor 5,1 % (revidiert von 4,9 %) um. „Machinery Orders“ nahmen per Mai im Monatsvergleich um 7,8 % (Prognose 2,6 %) nach zuvor 0,6 % zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 12,2 % (Prognose 6,3 %) nach zuvor 6,5 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2120 – 1.2150 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

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