Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0974 (05:24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0942 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 135,18. In der Folge notiert EUR-JPY bei 148,36. EUR-CHF oszilliert bei 0,9762.

Märkte: Nervöse Stabilität

Die Finanzmärkte sind weiter von „nervöser Stabilität“ geprägt. Aktienmärkte stehen unter mildem Abgabedruck. 10-jährige Bundesanleihen rentieren mit 2,36%, US-Staatsanleihen mit 3,52%. Hinsichtlich Deutschlands mehren sich Negativmeldungen, die man in Berlin als Warnzeichen interpretieren sollte. Laut IFO-Institut hat sich der Index des Geschäftsklimas der Selbständigen per April von zuvor +1,8 auf -3,2 Punkte eingetrübt.

Der LKW-Verkehr (Konjunkturindikator, Maut-Basis) hat laut Statistischem Bundesamt per April bereinigt um 0,1% zugelegt nach zuvor -2,5%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 3,1%. Laut IWH kam es im April zu 931 Insolvenzen (Monatsvergleich wenig verändert. Jahresvergleich +22%). Die Zahl der durch die Insolvenzen betroffenen Jobs nahm im Jahresvergleich um 170% zu und liegt per April um 47% höher als Im Durchschnitt vor der Corona-Pandemie.

Handel kritisch bezüglich Industriestrompreis

Der Einzelhandel kritisiert die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Habeck für einen Industriestrompreis. Das Ziel, die Abwanderung bestimmter Industrien aus Deutschland zu verhindern und die Standortbedingungen hierzulande zu verbessern, sei zwar wichtig und richtig, allerdings sei eine einseitige Erleichterung bei den Strompreisen für energieintensive Industrien nicht der richtige Weg. Es müsse einen im internationalen Vergleich akzeptablen Marktpreis in Deutschland geben.

Habecks Vorschlag ziele darauf ab, die Großindustrie durch die privaten Haushalte sowie durch den vielfältigen Mittelstand subventionieren zu lassen. Nur ausgewählten Branchen ein wettbewerbsfähiges Umfeld zu ermöglichen, sei nicht ausreichend.

Kommentar: Der Chef des Einzelhandelsverbands bringt es auf den Punkt. Es gilt, für alle einen akzeptablen (Gesellschaft) und konkurrenzfähigen Energiepreis ( im internationalen Vergleich) dauerhaft auf den Weg zu bringen. Die Betonung liegt auf dauerhaft (ergo nicht solitär auf Subventionsbasis), denn daran orientiert sich die Investitionsbereitschaft. Die wiederum ist der Schlüssel, den Kapitalstock zu erhalten, der Einkommen für Staat und private Haushalte speist.

Reuters Schlagzeile: "Scheidung tabu - Deutsche Industrie kann nicht ohne China"

Hintergrund:

Das Verhältnis zu China politisch als auch wirtschaftlich steht im Fokus. Die Vorgaben aus den USA sind eindeutig. Seit Jahren wird eine hybride Auseinandersetzung seitens der USA im Feld der Ökonomie (Sanktionen bar rechtlichen Grundlagen) geführt. Es gibt Themenbereiche, die seitens des Westens zurecht kritisiert werden und gelöst werden müssen, um für alle Beteiligten im ökonomischen Feld Augenhöhe zu gewährleisten.

Dazu gehören unfaire Wettbewerbsbedingungen, mangelnde Daten- und Technologiesicherheit und Subventionen für chinesische Konzerne. Es gilt aber auch, zu konstatieren, dass insbesondere die USA eben auch unzulässige Subventionen und anders als China unzulässige Sanktionen (Basis WTO) verfügten und verfügen.

Kommentar: Sachlichkeit und Lösungsorientierung im diplomatischen Kontext unter unbestechlicher Würdigung der Souveränität (UN-Charta, Artikel 2) sind Garanten für Lösungen.

Fakten:

China ist gemäß Kaufkraftparität mit Abstand die größte Volkswirtschaft der Welt (China laut Statista 2022 18,48%, USA 15,57%). China ist heute unverzichtbarer denn je in den Lieferketten. China ist nicht mehr nur bedeutender Teil der Werkbank der Welt, sondern nimmt in immer mehr Bereichen der Ökonomie führende Rollen ein (Neue Patentanmeldungen 2019: China 1,4 Mio. USA 0,62 Mio.). Vor diesem Hintergrund gibt es nicht nur chinesische, sondern auch westliche Wirtschaftsspionage. Dieser Umstand wird zumeist ausgeblendet. China blieb 2022 das 7. Jahr in Folge der wichtigste Partner Deutschlands. Der Außenhandelsumsatz (Exporte + Importe) summierte sich auf 298 Mrd. EUR (+20%).

Kommentar: Die Negation von Realitäten oder der Kampf gegen die Kraft des "Normativ Faktischen" hat historisch nachweislich keine Erfolgsbilanz.

Realität:

Die deutsche Industrie erwägt keinen Rückzug aus China. Es wird weiterhin investiert. Laut DIW sind die Direktinvestitionsströme nach China 2022 um circa 11% gestiegen und damit ähnlich stark wie 2021, aber stärker als in den Vorjahren zwischen 2016 und 2020. Die Direktinvestitionsströme in das übrige Ost- und Südasien stiegen 2022 in einer Größenordnung von circa 12%. Es zeige sich also keine nennenswerte Diversifizierung weg von China.

Eine Entkoppelung vom chinesischen Markt ist aus Sicht der deutschen Wirtschaft unrealistisch, wie Mercedes-Chef Källenius zuletzt deutlich sagte. Ein De-Coupling hätte massive Auswirkungen in den nächsten 10 Jahren und würde deutsche Firmen zurückwerfen. Gemäß BDI verstärkten viele Unternehmen ihre Wertschöpfungsketten außerhalb Europas, nicht nur in China, sondern auch in den USA und Südamerika. Laut BDI setzten deutsche Unternehmen in China verstärkt auf dortige Zulieferer und auch lokale Forschung. Es gehe um die Wettbewerbsfähigkeit in Notfällen. Bei einem potenziellen Handelskrieg seien sie dann besser gewappnet, auch bei einem möglichen Taiwan-Konflikt mit gegenseitigen Sanktionen.

Volker Treier, Außenwirtschaftschef bei der DIHK, sieht keine reale Alternative zu China. Bei der geplanten Energiewende hin zu erneuerbaren Energien als auch bei der Mobilitätswende weg von Verbrennern würde es bei einer Entkoppelung von China nicht in der gewünschten Breite und in der erwarteten Schnelligkeit vorangehen, denn Zulieferungen und Vorprodukte dafür kommen überwiegend aus China (Wechselrichter, Solarmodule und Rohstoffe). Die Digitalisierung in Deutschland wäre ohne China erheblich schwieriger.

Kommentar: Hintergrund, Fakten und Realität weisen den Weg hin zur "Kunst der Diplomatie", um Schaden abzuwenden. Wer auf diese Kunst verzichtet, wird Schäden generieren (!)

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone:

Frankreich: Die Handelsbilanz wies per Berichtsmonat März ein Defizit in Höhe von 8,02 Mrd. EUR aus (Prognose -9,3 Mrd. EUR). Das Defizit des Vormonats wurde von 9,90 auf -9,30 Mrd. EUR revidiert. Das aktuelle Defizit per März war der geringste Fehlbetrag seit Oktober 2021.

 

USA: Kleine Unternehmen schlecht gestimmt

Der NFIB Business Optimism Index, der die Stimmungslage kleinerer Unternehmen abbildet, verzeichnete per Berichtsmonat April einen Rückgang von 90,10 auf 89,00 Punkte und markierte damit den niedrigsten Indexstand seit Anfang 2013.

 

Japan: Keine neuen Erkenntnisse

Die Devisenreserven stellten sich per Berichtsmonat April auf 1.265,4 nach zuvor 1.257,1 Mrd. USD. Der Index der Frühindikatoren verzeichnete per März einen Rückgang um 0,7 Punkte (Vormonat +1,4) , währende der Lageindex unverändert war (Vormonat +2,5).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0700 – 1.0730 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!

 

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