Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0726 (05:29 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0696 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 150,15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 161,04. EUR-CHF oszilliert bei 0,9496.

Märkte: Deutliche Erholung

Die internationalen Finanzmärkte zeigten sich am Mittwoch nach dem Einbruch tags zuvor deutlich erholt.

Ein entscheidender Katalysator wurde seitens der US-Notenbank geliefert. Dort befand man, dass die Entwicklung der Verbraucherpreise im Einklang mit den eigenen Erwartungen stünde. Fakt ist, die Verbraucherpreise nahmen im letzten Berichtsmonat um 3,1% nach zuvor 3,4% zu (Prognose 2,9%). Ergo kam es zu einer Entspannung. Man schaue nun auf die kommende Veröffentlichung des PCE-Indexes (Personal Consumption Expenditure Index), einem von der Fed favorisierten Preisindex.

Das Datenpotpourri lieferte überwiegend unterstützende Signale. Die Eurozone entging zunächst einer Rezession. Die Beschäftigung in der Eurozone markierte einen neuen Rekordwert. Die Industrieproduktion der Eurozone schoss angeblich in die Höhe (kritische Analyse/Bemerkung siehe Datenpotpourri). In Großbritannien zeigte sich die Inflation unausgeprägter als erwartet.

Dagegen enttäuschte heute früh die Entwicklung des BIP in Japan. Japan befindet sich nach Definition nun in einer Rezession. Der Nikkei gewann dennoch wegen Zinserwartungen an Boden. Geopolitisch liegt der Fokus stärker auf dem Gaza-Konflikt als auf der Ukraine-Krise. Das Risiko einer weiteren Eskalation und in der Folge einer stärkeren humanitären Krise nimmt zu. Damit steigen auch die Risiken bezüglich der globalen Energieversorgung und der Lieferketten.

Aktienmärkte konnten verlorenen Boden gutmachen. Der Late DAX stieg um 0,96%, der EuroStoxx 50 um 1,17%. In den USA legten der S&P 500 um 1,02%, der Dow Jones um 0,54% und der Citi US Tech 100 um 1,07% zu. In Fernost verzeichnete der Nikkei (Japan) Stand 07:06 Uhr einen Anstieg um 1,21%. Der Sensex (Indien) war unverändert, während der Kospi (Südkorea) um 0,1% nachgab. Rentenmärkte zeigten sich entspannter. Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert derzeit mit 2,33% (Vortag 2,40%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe 4,24% abwirft (Vortag 4,31%).

Der USD konnte seine verstärkte Position gegenüber dem EUR und Gold halten. Silber legte gegenüber dem USD zu.

IW-Studie - Deutsche Direktinvestitionen in China auf Rekordniveau

Die deutschen Direktinvestitionen in China sind laut Studie des IW in Köln (Basis Daten der Bundesbank) ungeachtet der Forderungen nach einer stärkeren Diversifizierung seitens der Politik auf ein Rekordniveau gestiegen. Sie wuchsen 2023 um mehr als 4% und summierten sich auf 11,9 Mrd. EUR. Die Tendenz hoher Direktinvestitionen setze sich damit fort, so das IW. Allein von 2021 bis 2023 hätten deutsche Firmen genauso viel neu in China investiert wie in den Jahren von 2015 bis 2020. Der Anteil Chinas inklusive Hongkongs an den gesamten Direktinvestitionsströmen in das Ausland sei auf 10,3% gestiegen. Er habe damit erstmals seit 2014 wieder die 10%-Marke überschritten.

Kommentar: Das sind beeindruckende Zahlen. Sie sind Beleg für das zerrüttete Vertrauensverhältnis zwischen Wirtschaft und Politik in Deutschland. Die Wirtschaft stimmt im übertragenem Sinn mit "ihren Füßen" (ergo Investitionsentscheidungen) ab. Man geht dorthin, wo die Rahmendaten (Strukturen) und wo die Wachstumsaussichten stimmen als auch die Absatzmärkte von heute und morgen liegen (nicht nur China!).

Man geht dort fort, wo das wirtschaftliche Leistungsprofil nicht gewürdigt wird (Kapitalstock, Grundlage der staatlichen/privaten Einkommen), wo keine Verlässlichkeit bezüglich der Loyalität der Politik gegenüber der Wirtschaft gepflegt wurde, wo Ziele wie Deindustrialisierung auf der Agenda stehen, wo die Strukturen (Verkehr, IT, Steuern., Bürokratie, Bildung) nicht konkurrenzfähig sind, wo Technologiefeindlichkeit (z.B. Biotech) das Bild bestimmte und wo es in der Tendenz Bestandsmärkte, jedoch weniger Wachstumsmärkte gibt.

Chinas Führungsposition als wichtigster Handelspartner schmolz 2023. Der Vorsprung Chinas (253,0 Mrd. EUR) im gesamten Handelsvolumen gegenüber den USA (252,3 Mrd. EUR) lag 2023 nur noch bei 0,7 Mrd. EUR.

Kommentar: Das verwundert nicht. Wenn immer mehr deutsche Produktion nach China wandert, dann gibt es auch immer weniger Exporte in Richtung China. Wenn hier die Kaufkraft nicht angemessen steigt und Deindustrialisierung auf der Agenda steht, müssen Importe perspektivisch rückläufig sein. Was derzeit im Handelsvolumen mit China vor sich geht, wird auch mit dem Export unser Industrie in die USA (u.a. IRA Programm) absehbar im Handelsvolumen ablesbar sein. Die Importe sind zunächst durch LNG-Importe als auch Waffenimporte gesichert (sind diese Importe konsumtiv oder investiv??).

Fazit: Deindustrialisierung und Wohlstandserosion passen grundsätzlich nicht zu steigenden Handelsvolumen.

Exkurs: USA versus China

Brüssel und Berlin reden laut über eine zu große Abhängigkeit von China, obwohl China der EU und Deutschland im Waren- und Dienstleistungsverkehr nie drohte. China pocht auf eine multilaterale und gesetzesbasierte Ordnung (u.a. WTO). Diese Ordnung schafft Sicherheit. Ganz anders die USA: Sie bestehen auf einer US-regelbasierten Ordnung, die faktisch eine Unterordnung dritter Länder anstrebt und aktuell bereits lebt (totalitär, „full spectrum dominance“).

Die USA drohten uns (u.a. Trump, aber auch nicht öffentlicher Druck auf Politebene). Die Vereinigten Staaten führen einen hybriden Wirtschaftskrieg gegen die EU und Deutschland mittels Ihrer IRA-Wirtschaftsaggression bar jeder rechtlichen Grundlage (WTO). Wie sicher sind wir jetzt? Wie sicher wäre der Handel mit den USA unter Präsident Trump? Wie sicher wären unsere Lieferketten wenn Präsident Biden jetzt schon die langfristige LNG-Lieferung in Frage stellt? Die Kernfrage lautet, ist man in Brüssel und Berlin auf einem Auge erblindet oder ist man zum Ausverkauf der Interessen zulasten der Bürger der EU bereit? In wie weit leben wir damit unsere "Werte"? Viele Fragen, die beantwortet werden müssen.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Produktion mit Top-Daten, aber Fragezeichen! – Beschäftigungsrekord

Laut zweiter Schätzung verzeichnete das BIP per 4. Quartal 2023 im Quartalsvergleich ein unverändertes Ergebnis. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,1%. Die Werte entsprachen den Erstschätzungen und den Prognosen.

Die Industrieproduktion stieg per Dezember im Monatsvergleich völlig unerwartet um 2,6% (Prognose -0,2%) nach zuvor +0,4% (revidiert von -0,3%). Im Jahresvergleich kam es angeblich zu einem Anstieg um 1,2% (Prognose -4,1%) nach zuvor -5,4% (revidiert von -6,8%). Die Daten zur Industrieproduktion werfen Fragen auf. Aus den nachfolgenden Daten ergibt sich keine ansatzweise Plausibilität der Ergebnisse für die Eurozone.

 

Die Gesamtbeschäftigung in der Eurozone lag laut Erstschätzung per 4. Quartal 2023 bei 167,48 Mio. nach 166,96 Mio. im 3. Quartal 2023. Damit wurde ein neuer Rekordwert markiert.

UK: Anstieg der Verbraucherpreise geringfügig kleiner als erwartet

Die Verbraucherpreise legten per Januar im Jahresvergleich um 4,0% (Prognose 4,2%) nach zuvor 4,0% zu. Die Kernrate verzeichnete einen Anstieg im Jahresvergleich um 5,1% (Prognose 5,2%) nach zuvor 5,1%. Die Erzeugerpreise (Input) sanken per Januar im Jahresvergleich um 3,3% (Prognose -3,0) nach zuvor -2,1% (revidiert von -2,8%).

USA: Hypothekenmarktindex etwas schwächer

Der MBA Hypothekenmarktindex stellte sich per 9. Februar 2023 auf 205,1 nach 210,0 Punkten.

Japan: BIP enttäuscht – Japan in Rezession

Das BIP sank per 4. Quartal 2023 im Quartalsvergleich um 0,1% (Prognose +0,3%) nach -0,8% (revidiert von -0,7%) im dritten Quartal 2023.

Indien: Anstieg der Großhandelspreise geringer

Die Großhandelspreise nahmen per Januar im Jahresvergleich um 0,27% nach zuvor 0,73% zu.

Russland: Verbraucherpreise weiter bei 7,4%

Die Verbraucherpreise legten im Jahresvergleich per Dezember um 7,4% (Vormonat 7,4%) zu.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!

 

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