Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0932 (05:28 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0911 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 144,80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 158,30. EUR-CHF oszilliert bei 0,9316.

Märkte: Keine tragende Zuversicht – Nikkei auf höchstem Stand seit 02/1990

Die Finanzmärkte konnten die Zuversicht des Vortages nicht fortschreiben. Im Tagesverlauf setzt wieder zunehmende Risikoaversion ein.

Das Datenpotpourri lieferte divergente Signale. Deutschlands Industrieproduktion als auch der Frühindikator des Lkw-Verkehrs fielen prekär aus und lieferten Steilvorlagen für ein schweres Gemüt (siehe unten). Heute früh wird dieses prekäre Bild durch das Ifo-Barometer des Wohnungsbaus (Historie bis 1991) per Dezember arrondiert. Hier kam es per Dezember zu einem neuen Negativrekord bei -56,8 Punkten. Die Arbeitsmarktdaten (nachlaufende Indikatoren) der Eurozone (Quote 0,1% geringer) und der Schweiz (Quote 0,1% höher) hatten keinen Markteinfluss.

Die Daten aus den USA setzten dagegen zarte positive Akzente mit einem etwas geringeren Handelsbilanzdefizit als auch einer gestiegenen Zuversicht bei den kleineren Unternehmen.

Die Aktienmärkte standen weitgehend bei wenigen Ausnahmen unter Druck. So gab der "Late-DAX" um 0,60% und der EuroStoxx50 um 0,87% nach. In den USA verlor der S&P 500 0,22%, der Dow Jones 0,47%, während der US-Citi Tech 100 um 0,21% zulegen konnte.

In Fernost ergibt sich heute früh Stand 08:11 Uhr ein heterogenes Bild. Der Nikkei (Japan) kann mit einem Anstieg um 2,01% deutlich Boden gewinnen und fällt mit diesem Anstieg markant aus der Reihe. Hintergrund war angeblich die aktuelle Schwäche des JPY. Der Nikkei markierte damit den höchsten Indexstand seit Februar 1990! Erinnert sei an die Energiethematik (fossil Strukturvorteil gegenüber Europa wegen Russlandimporten, Atomkraftwerke)!

Der CSI 300 (China) gibt um 0,47% nach, der Hangseng (Hongkong) verliert 0,90%, der Sensex (Indien) gibt 0,07% ab, während der Kospi 0,75% sinkt.

An den Rentenmärkte fand der Renditerückgang gestern keine Fortsetzung. Aktuell rentiert die 10-jährige Bundesanleihe mit 2,18% (Vortag 2,14%). Die 10-jährige US-Staatsanleihe wirft derzeit 4,02% (Vortag 4,02%) ab.

Der USD bewegt sich gegenüber dem EUR weiter in enger Bandbreite. Gleiches gilt für die edlen Metalle.

Deutschland: LKW-Verkehr mit größtem Einbruch seit Corona 2020

Der als Frühindikator für den Konjunkturverlauf geltende Lkw-Verkehr auf den Autobahnen ist im Dezember 2023 laut Statistischem Bundesamt so stark gesunken wie seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 nicht mehr. Die Fahrleistung mautpflichtiger Lastkraftwagen mit mindestens vier Achsen auf Bundesautobahnen brach um 9,5% im Vergleich zum Vorjahresmonat ein. Das ist der stärkste Rückgang seit Mai 2020. Im Vergleich zum Vormonat nahm der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex kalender- und saisonbereinigt mit 3,5% so stark ab wie seit einem Jahr nicht mehr.

Kommentar: Die Phalanx schwacher Strukturdaten, schwacher Frühindikatoren und schwacher Konjunkturdaten reißt nicht ab. In diesem Report wurde sehr zeitig vor den aktuellen Entwicklungen gewarnt, um überhört zu werden. Die Konjunktur folgt der Struktur, ergo sind die schwachen Konjunkturdaten zwingende Folge der erodierten Strukturdaten. Die Frühindikatoren sagen uns etwas über die Richtung und das potentielle Tempo des Konjunkturverlaufs.

Die verfügbaren Daten sind in einem historischen Kontext prekär! Wie lange will Berlin diese Konstellation des strukturellen Verfalls ignorieren, die Stabilität in Wirtschaft und Gesellschaft messbar erodiert und Wohlstand und Zukunftspotential erkennbar verzehrt? Die derzeitigen Umfragen belegen, dass die aktuelle Regierungspolitik in der Breite der Bevölkerung nicht ansatzweise goutiert wird.

Wenn eine Regierung dauerhaft keine für das Land interessorientierte Politik forciert, wenn tragende Strukturen für Wirtschaft und Gesellschaft durch diskretionäre Politik gefährdet werden, regt sich Widerstand. Das erleben wir derzeit.

Die Proteste der Agrarwirtschaft stehen für mehr als nur die Interessen der Agrarwirtschaft. Sie sind Ausdruck einer breiten und zunehmenden Unzufriedenheit. Sie stoßen weitgehend auf Zustimmung in der Bevölkerung. Fortgesetzte Ignoranz seitens Berlins ob der bekannten Defizite (mangelnde Konkurrenzfähigkeit, Abstieg der Wirtschaft real und im relativen Vergleich zum Rest der Welt, Verarmungsrisiken) könnte breiteren zivilen Ungehorsam mit sich bringen. 1989 kam es wegen Unzufriedenheit (System und Ökonomie) in der DDR zu friedlichen Montagsdemos. Wie heiß es seinerzeit? Wir sind das Volk. "Food for thought!"

Weltbank erwartet Jahrzehnt der verpassten Chancen

Das Wachstum der Weltwirtschaft wird sich nach Ansicht der Weltbank 2024 das dritte Jahr in Folge verlangsamen. Das weltweite BIP würde nur um 2,4% zulegen (2023 2,6%). Es wäre ein schwächeres Wachstum als in den Jahren um die weltweite Finanzkrise 2008/09 oder zu Zeiten der asiatischen Finanzkrise in den 1990er Jahren sowie nach der geplatzten Internetblase Anfang der 2000er Jahre. Für 2025 wird ebenfalls kein kräftiger Aufschwung erwartet. Das Wachstum soll dann aber mit 2,7% wieder höher ausfallen als im laufenden Jahr.

Kommentar: Erster Aspekt - Prozentrechnung hat seine "Tücken". 2,4% Wachstum 2024 bedeuten eine sehr viel höhere realwirtschaftliche Expansion als beispielsweise 2,4% im Jahre 2009, da die Basis sehr viel höher ist. Je saturierter ein Wirtschaftssystem ist (hohe Basis), desto geringer fallen tendenziell Wachstumsraten aus.

Zweiter Aspekt – Die Weltbank geht nicht auf die die Wirtschaft belastenden Einflüsse der Geopolitik ein (Verantwortung?), die die Effizienz und das Potential der Weltwirtschaft belasten. Ohne diese Einflüsse ergäbe sich ein besseres Bild.

Für die Volkswirtschaft USA rechnet die Weltbank per 2024 mit einem Wachstum von 1,6%, nach geschätzt 2,5% per 2023. In China würde sich das Wachstum auf 4,5% verlangsamen. In der Eurozone sehe es düsterer aus: Für dieses Jahr wird ein Wachstum von 0,7% prognostiziert, nachdem es 2023 nur zu einem Wachstum von etwa 0,4% gereicht hat.

Kommentar: Der "globale Süden" läuft, Fernost ist der Motor der Weltwirtschaft. Die Globalisierung innerhalb des Globalen Südens wird fortgesetzt (u.a. BRICS+). Die bisher gescheiterte Isolationspolitik des Westens gegenüber China und Russland wendet sich gegen den Westen. Die industrialisierten Länder sind die Problemfälle, allen voran die Eurozone und noch mehr Deutschland als noch drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt (wegen circa 25% JPY Abwertung gegenüber USD ist Japan Nummer vier).

Das von der Weltbank ausgegebene Ziel, die extreme Armut bis 2030 auszumerzen, gerät laut Weltbank nahezu außer Reichweite. Ohne eine umfassende Kurskorrektur würden die 2020er Jahre als ein Jahrzehnt der verpassten Chancen in die Geschichte eingehen, so der Chefökonom der Weltbankgruppe.

Kommentar: Die Globalisierung hat wie nie zuvor die weltweite Armut drastisch reduziert. Die Isolationspolitik des Westens untergräbt diese Erfolgsstory in Teilen, denn im Globalen Süden (circa 70 des Welt-BIP, Basis Kaufkraftparität) wird die Globalisierung weiter forciert. Gewinnt der Westen dadurch international oder verliert der Westen Wirtschaftspotential und Reputation? Man sollte auch die Frage stellen, wem diese Politik des Westens innerhalb des Westens nützt und wem sie schadet oder sogar massiv schadet?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Deutsche Industrieproduktion mit 7. Rückgang in Folge

Die Arbeitslosenrate der Eurozone stellte sich per Berichtsmonat November auf 6,4% (Prognose 6,5%) nach zuvor 6,5%. Seit März 2023 mäandert die Quote zwischen 6,4% (Allzeittief) und 6,5%.

Deutschland: Die Industrieproduktion verzeichnete per November im Monatsvergleich einen unerwarteten Einbruch um 0,7% (Prognose +0,2%) nach zuvor -0,4%. Es ist der siebte Rückgang auf Monatsbasis in Folge. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 4,87% nach zuvor -3,38%.

Schweiz: Arbeitslosenrate erwartungsgemäß höher

Die Arbeitslosenrate stellte sich per Dezember in der saisonal bereinigten Fassung auf 2,2% (Prognose 2,2) nach zuvor 2,1%. Die Devisenreserven lagen per Dezember bei 653,7 Mrd. CHF. Im Vormonat markierten sie mit 642,36 Mrd. CHF den geringsten Stand seit Oktober 2016.

USA: Optimismus kleiner Unternehmen auf höchstem Stand seit 07/2023

Der NFIB Business Optimism Index (kleine Unternehmen) legte per Dezember von zuvor 90.60 auf 91,90 Punkte zu und markierte den höchsten Indexstand seit Juli 2023. Die US-Handelsbilanz wies per Berichtsmonat November ein Defizit in Höhe von 63,2 Mrd. USD (Prognose -65,0 Mrd. USD) nach zuvor 64,5 Mrd. USD (revidiert von -64,3 Mrd. USD) aus.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreitender Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!

 

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