Märkte: Zunächst Konsolidierung

Die Internationalen Finanzmärkte konsolidieren. Aktienmärkte mäandern auf den erhöhten Niveaus. Der positive Nvidia-Effekt verliert an Durchschlagskraft. Auch die Rentenmärkte und die Edelmetallmärkte bewegen sich in einer Konsolidierung.

Die Geopolitik bleibt Belastungsfaktor für Wirtschaft und Märkte. Israel treibt illegale Siedlungspläne trotz westlicher Kritik voran, was den Gaza-Konflikt eskaliert. Der Kongress der Vertreter aller Ebenen in Transnistrien (Moldau) bat Russland im Rahmen einer Resolution um Hilfe. Hier könnte ein nächster Hotspot entstehen.

Bezüglich der politischen Lage in den USA dominierten positive Meldungen. Wir wissen jetzt, dass Biden laut ärztlichem Bulletin amtsfähig ist. Kurzfristig kann ein partieller „Shutdown“ in den USA vermieden werden.

Das Datenpotpourri (siehe unten) lieferte mit Ausnahme der Daten Russlands Katalysatoren für mehr Risikoaversion. Der Economic Sentiment Index der Eurozone gab unerwartet nach. Das US-Wachstum war marginal geringer, der US-Hypothekenmarktindex sank weiter auf ohnehin schon historisch prekärem Niveau, während in Japan die Industrieproduktion und die Neubaubeginne einbrachen. Russlands Wirtschaft läuft dagegen immer besser mit einem Wachstum zuletzt bei 4,6% und starker Industrieproduktion, starken Einzelhandelsumsätzen, starkem realen Lohnwachstum und einer Arbeitslosenrate am Allzeittief.

Aus Deutschland erreichten uns positive Daten (siehe unten) bezüglich der zu erwartenden Inflationsentwicklung.

Der Late Dax stieg um 0,09%, der EuroStoxx 50 gab um 0,11% nach. US-Märkte standen unter Druck. Der S&P 500 verlor 0,45%, der Dow Jones 0,39% und der Citi US Tech 100 0,86%. In Fernost sanken der Nikkei (Japan) Stand 07:30 Uhr um 0,11% und der Kospi (Südkorea) um 0,44%. Der Sensex (Indien) stieg um 0,10%, der CSI 300 (China) um 1,03% und der Hangseng (HK) um 0,23%. Die 10 jährige Bundesanliehe rentiert mit 2,45% (Vortag 2,45%), die 10 jährige US-Treasury mit 4,28% (Vortag 4,29%). Der USD ist gegenüber EUR, Gold und Silber wenig verändert.

IFO-Barometer: Weniger Unternehmen wollen Preise anheben

Die deutschen Verbraucher können auf weiter sinkende Inflation hoffen. In den kommenden Monaten wollen weniger Unternehmen laut IFO-Barometer die Preise erhöhen. Der Indexwert sank per Februar von 18,8 auf 15,0 Punkte und markierte das niedrigste Niveau seit 2020. Die konsumnahen Branchen spielten bei dem Rückgang eine entscheidende Rolle. Dort sanken die Preiserwartungen von 32,4 auf 28,9 Punkte. Die Dienstleister wollen ihre Preise wenigerstark anheben (26,8 nach 42,1 Punkten). Im Einzelhandel sind die Preiserwartungen dagegen leicht gestiegen. Dazu trug vor allem der Nahrungsmittel- und Getränkeeinzelhandel bei, während im übrigen Einzelhandel die Preiserhöhungsabsichten leicht gesunken sind. Im Bauhauptgewerbe gab das Barometer von -0,4 auf -5,0 Punkte nach. Im Verarbeitenden Gewerbe will nur noch eine kleine Mehrheit der befragten Unternehmen Preise erhöhen.

Kommentar: Die Entwicklung der Preiserhöhungspläne in der Wirtschaft sind ermutigend. Sie passen zu den entspannten Entwicklungen der Import- und der Erzeugerpreise, die sich dann zeitversetzt in den Verbraucherpreisen niederschlagen. Die kommenden Inflationsdaten werden Zinssenkungserwartungen Vorschub leisten. Diesbezüglich gab es gestern zwei nennenswerte Einlassungen von EZB-Granden. Joachim Nagel, unser Bundesbankpräsident, bleibt seiner Linie treu. Er warnte vor einer verfrühten Zinssenkung und bezeichnete ein solches Vorgehen als fatal. Ich erlaube mir, darauf zu verweisen, dass Japan im Hinblick auf die Niveaus der Verbraucherpreise im Vergleich zur Eurozone (2,8%), zu den USA (3,1%) und dem UK (4,0%) den geringsten Anstieg (2,2%) zu verzeichnen hat, obwohl man seitens der Bank of Japan an dem Leitzinsniveau bei -0,10% festgehalten hat. „Food for thought“!

Die zweite Einlassung von Herrn Kazimir verdient einen eigenen Absatz.

EZB-Ratsmitglied Kazimir (Slowakei) zum Thema Zinssenkungen

Kazimir sieht bei Zinssenkungen keinen Grund zur Eile. Er zeigt sich erfreut, über die aktuellen Veränderungen der marktbasierten Zinserwartungen. Sie seien nun realistischer (weniger ausgeprägt). Ein erster Schritt im Juni sei sein bevorzugtes Datum für die erste Zinssenkung. Er favorisiert einen stetigen Zyklus der geldpolitischen Lockerungen mit gleichmäßigen Zinsschritten (wohl 0,25%) im Verlauf. Kazimir geht davon aus, dass die Kommunikation auf dem EZB-Treffen im März bezüglich der rückläufigen Inflation angepasst wird. Er lehnt eine „forward guidance“ (Vorfestlegung) ab.

Kommentar: Diese Einlassungen passen, sie sind Ausdruck eines sachlichen Diskurses. Sie sind nicht alarmistisch. Sie tragen dem „Phänomen“ Japan Rechnung. Sie sind realitätsnah.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Economic Sentiment unerwartet schwächer

Der Economic Sentiment Index fiel per Februar von zuvor 96,1 (revidiert von 96,2) auf 95,4 Punkte (Prognose 96,7) und markierte den schwächsten Wert seit November letzten Jahres. Italien: Der Geschäftsklimaindex des Verarbeitenden Gewerbes sank von 88,1 (revidiert von 88,3) auf 87,3 Zähler (Prognose 88,7).

Italien: Der Index des Verbrauchervertrauens legte per Februar von zuvor 96,4 auf 97,0 Punkte zu (Prognose 96,9).

USA: BIP marginal geringer, MBA-Index sinkt weiter

Das BIP stieg gemäß zweiter Schätzung in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung (annualisiert) um 3,2% (Prognose und vorläufiger Wert 3,3%). Der MBA Hypothekenmarktindex verzeichnete per 23. Februar nach dem starken Einbruch zuvor einen weiteren Rückgang von 181,6 auf 171,5 Punkte.

Japan: Industrieproduktion und Neubaubeginne knicken ein

Laut vorläufigen Berechnungen sank die Industrieproduktion per Januar im Monatsvergleich um 7,5% (Prognose -7,3%) nach zuvor +1,4%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 7,5% nach zuvor +0,6%. Die Einzelhandelsumsätze nahmen per Januar im Jahresvergleich um 2,3% (Prognose 2,3%) nach zuvor 2,4% (revidiert von 2,1%) zu.
Neubaubeginne verzeichneten per Januar im Jahresvergleich einen Rückgang um 7,5% (Prognose -7,7%) nach zuvor -4,0%.

Russland: Sehr starke Daten!

Das BIP stieg per Dezember im Jahresvergleich um 4,6% (Prognose 3,8%) nach zuvor 4,4%. Die Industrieproduktion nahm per Januar im Jahresvergleich um 4,6% nach zuvor 2,7% zu. Die Einzelhandelsumsätze stiegen per Januar im Jahresvergleich um 9,1% nach zuvor 10,2% (nicht inflationsbereinigt, CPI bei 7,4%). Die realen Löhne (inflationsbereinigt) verzeichneten per Dezember im Jahresvergleich ein Plus in Höhe von 8,5% nach zuvor 7,2%. Die Arbeitslosenrate stellte sich per Januar auf 2,9% nach zuvor 3,0% und bewegt sich damit erneut am Allzeittief.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!

 

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