Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1790 (05:57 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1738 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,39. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128,98. EUR-CHF oszilliert bei 1,0802.

Es ist ein denkwürdiger Montag. Dazu mehr im weiteren Teil des Reports. Zunächst geht der Blick auf die Entwicklung an den Finanzmärkten.

An den Aktienmärkten dominiert zu Wochenbeginn im fernöstlichen Raum ein heterogenes Bild. So notiert der Nikkei circa 1,65 % schwächer, trotz besser als erwarteter BIP-Daten (7:25 Uhr). Dagegen legt der Shanghai Composite geringfügig um 0,30 % und der CSI 300 Index um 0,16 % zu, trotz enttäuschender Konjunkturdaten. Vietnam zeigt sich stabil (+0,02 %).

Im Hinblick auf die geopolitischen Entwicklungen als auch zuletzt enttäuschende Daten aus den USA und China sind Staatsanleihen gefragt. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen stellt sich in der Folge aktuell auf 1,258 %, die der 10-jährigen Bundesanleihe auf -0,47 %.

Der USD hat gegenüber Hauptwährungen an Boden eingebüßt. Hier ist ein klarer Bezug zu schwachen US-Daten, aber auch dem geopolitischen Scheitern der USA und des Westens in Afghanistan augenfällig. Faktisch ist damit das gesamte Regime-Change Projekt seit 2001 gescheitert.

Die edlen Metalle konnten an Boden gewinnen. Der Terraingewinn der Edelmetalle ist hinsichtlich des Reputationsverlusts des Westens als überschaubar einzustufen. Das gilt vor allem bezüglich des Vergleichs zu Krypto-Anlagen!

Prozentual betrachtet ist Bitcoin als Stellvertreter für Krypto-Anlagen der stärkste Profiteur hinsichtlich des politischen Debakels des Westens. Seit dem 20. Juli kam es zu einem Anstieg von circa USD 30.000 auf aktuell USD 47.500.

Afghanistan

Mit dem überstürzten Abzug des Westens aus Afghanistan und der Machtübernahme der Taliban kehrt die Lage vor 2001 wieder in Afghanistan ein.

Kommentar: Was hat der Westen erreicht? Wie viele Tote waren die Folge dieses Regime-Changes? Wie hoch waren die Kosten? Wie sehr hat der Afghanistan-Einsatz der westlichen Reputation außerhalb des Westens geschadet?

Die Taliban haben die Regierungsgeschäfte in Afghanistan nach der Flucht der bisherigen Machthaber übernommen. Laut Taliban sei der Krieg vorbei.

Kommentar: Der Machtübergang konnte so zügig stattfinden, da die vom Westen ausgebildeten Kräfte keine Zuversicht in die vom Westen etablierte politische Struktur hatten ("Puppet-Regime").

Man will seitens der Taliban mit allen Beteiligten Frieden. Insbesondere suchen die Taliban den Dialog mit der internationalen Staatengemeinschaft. Man wolle nicht in Isolation leben. Es wurde die Bitte an alle Länder und Organisationen geäußert, sich mit Afghanistan zusammenzusetzen und Probleme zu lösen.

Kommentar: Das ist ein profundes Angebot und hebt sich von den Polit-Ansätzen der Taliban vor 2001 deutlich ab. Die bisher bereits erfolgten Gespräche der Taliban mit China als Anrainerstaat mögen hier erste Akzente gesetzt haben. Zukünftig werden neben China auch Russland und der Iran eine bedeutende Rolle einnehmen. Die Einflussmöglichkeiten des Westens müssen vor dem Hintergrund der afghanischen Erfahrungen der letzten 20 Jahre als minor eingestuft werden.

Man werde sich nicht in Dinge anderer einmischen und Einmischung in eigene Angelegenheiten nicht zulassen. Rechte von Frauen und Minderheiten sowie die Meinungsfreiheit würden respektiert, wenn sie der Scharia entsprächen.

Kommentar: Auch hier ist die Handschrift Chinas erkennbar. China mischt sich nicht ein, aber verbittet sich (Russland, Iran ebenso) Einmischung (1996- 2001 Uiguren). Dieses Vorgehen entspricht der UN-Charta.

Der Abzug der westlichen Länder und ihrer Helfer soll laut Taliban friedlich und ohne Blutvergießen vonstattengehen.

Kommentar: Das ist zu begrüßen und darf als ein "Olivenzweig" der Taliban an den Westen interpretiert werden, sofern dann die Zusagen eingehalten werden.

20 Jahre Regime-Change Politik gescheitert

Nach 9/11 begann ein völkerrechtlich fragwürdiger Ansatz des "Regime-Changes" seitens der USA und seiner jeweiligen Verbündeten. Der "Westen" ist mit dieser inhumanen Machtpolitik gescheitert von Afghanistan über den Irak, über Libyen, über Syrien, implizit über den Jemen und zuletzt in Tunesien.

Es gibt Folgen dieser Politik: Tote, zerstörte Länder, zerstörte Gesellschaftsstrukturen und als Folge Migrationsströme, die Europa unterminieren. Die Reputation des Westens ist außerhalb des Westens in nie dagewesener Form erschüttert.

China baut Strukturen auf (BRI). China schafft damit Perspektiven vor Ort, die die Gesellschaftsstrukturen dort stärken. China hält sich an die UN-Charta. China toleriert, dass unterschiedliche Kulturen unterschiedlicher politischer Systeme bedürfen.

Im Westen ist es Zeit für Lernkurven, höchste Zeit!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Die Erholung im Jahr 2020 nach dem ersten global verfügten Lockdown (Basiseffekte) und Relativitätsgrundsätze bei Stimmungsindikatoren werden in den kommenden Monaten dafür sorgen, dass die hohen Wachstumszahlen als auch hohe Indexstände bei Stimmungsindikatoren keinen Bestand haben können.

China: Daten enttäuschen per Juli hinsichtlich Erwartungen

Hintergründe für Schwäche sind Basiseffekte und regionale Corona-Einschränkungen.

  • Industrieproduktion (J): 6,4 % (Prognose 7,8 % nach zuvor 8,3 %)

  • Einzelhandelsumsätze (J): 8,5 % (Prognose 11,5 %) nach zuvor 12,1 %

  • Urbane Investitionen (J): 01-07/2021 10,3 % (Prognose 11,3 %) nach zuvor 12,6 %

  • Arbeitslosenrate: 5,1 % nach zuvor 5,0 %

Eurozone: Keine neuen Erkenntnisse

In Frankreich sank die Arbeitslosenquote nach Definition der ILO per zweitem Quartal 2021 von zuvor 8,1 % auf 8,0 % (Prognose 7,9 %).

Die deutschen Großhandelspreise legten per Juli im Monatsvergleich um 1,1 % nach zuvor 1,5 % und im Jahresvergleich um 11,3 % nach zuvor 10,7 % zu.

Frankreichs Verbraucherpreise stiegen laut finaler Berechnung per Juli im Jahresvergleich um 1,5 % nach zuvor 1,6 % (vorläufiger Wert).

Spaniens Verbraucherpreise stiegen laut finaler Berechnung per Juli im Jahresvergleich um 2,9 % nach zuvor 2,9 % (vorläufiger Wert).

Der Handelsbilanzüberschuss stellte sich per Juni gemäß saisonal bereinigter Fassung auf 12,4 Mrd. EUR nach zuvor 13,8 Mrd. EUR (revidiert von 9,4 Mrd. EUR).

USA: Verbrauchervertrauen schwach

Die Importpreise nahmen per Juli im Monatsvergleich um 0,3 % (Prognose 0,6 %) nach zuvor 1,1 % (revidiert von 1,0 %) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 10,2 % nach zuvor 11,3 % (revidiert von 11,2 %). Laut vorläufiger Berechnung sank der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan per August von 81,2 auf 70,2 Punkte (Prognose 81,2) und markierte den tiefsten Wert seit Dezember 2011.

Russland: BIP stark

Das BIP legte per zweitem Quartal 2021 gemäß vorläufigen Zahlen im Jahresvergleich um 10,3 % nach zuvor -0,7 % zu.

Japan: BIP etwas besser als erwartet

Das BIP stieg per zweitem Quartal im Quartalsvergleich um 0,3 % (Prognose 0,2 %) nach zuvor -1,0 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1900 - 1.1930 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

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