In den letzten drei Dekaden war es für disziplinierte Anleger so gut wie unmöglich, nicht halbwegs zufriedenstellende Renditen zu erzielen. Wer regelmäßig (a) weniger ausgegeben hat, als er einnahm, (b) sein Geld kostengünstig und diversifiziert anlegte und (c) sich diszipliniert verhielt, der hat heute deutlich mehr auf der hohen Kante als die Summe der geleisteten Einzahlungen.

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung von vier Anlageklassen und ein gleichgewichtetes Portfolio („PF“) dieser Anlagen. Der untere Teil der Grafik zeigt die zwischenzeitlichen Verluste von einem jeweils erreichten Maximalwert des Vermögens (drawdowns). Die Gleichgewichtung der Anlageklassen im Portfolio wird regelmäßig im Zuge eines Rebalancings wieder hergestellt. Das ist wichtig, um bei starken Bewegungen einzelner Anlagen zu große Über- oder Untergewichte zu vermeiden.

   

Globale Ausrichtung aus Risikogesichtspunkten zu bevorzugen

Deutlich zu erkennen ist die langfristig sehr positive Entwicklung der Aktien. Diese wird aber mit sehr heftigen Rückschlägen erkauft. Man kann sich leicht einreden, diese im Zweifelsfall durchzuhalten oder gar für Käufe zu nutzen, aber wer wie zur Jahrtausendwende im DAX 75 % inklusive Dividenden verdampfen sieht, dem schlagen die Emotionen schnell ein Schnippchen. Wie das Beispiel Japan zeigt, kann eine Abschwungphase in mancher Region auch mal ein paar Jahrzehnte andauern.

Die oben dargestellten Anlageklassen haben wir der Einfachheit und Datenverfügbarkeit halber gewählt. Da der US-Markt einer der stärksten Märkte der letzten Jahrzehnte war, überzeichnet die Darstellung die global zu erzielenden Renditen, an der generellen Aussage ändert dies jedoch nichts.

Wir halten eine global ausgewogenere Ausrichtung schon unter Risikogesichtspunkten für besser als eine zu starke Fokussierung auf die US-Märkte. Breite globale Indizes sind zwar träge, bewegen sich aber bei sich entwickelnden positiven Tendenzen in anderen Regionen mit. Sollte China in 50 Jahren die Welt beherrschen und es noch Aktien geben, dann wird sich dies in einem breiten Index zeigen.

„Wennschon, dennschon“ – Konsumieren fällt nicht schwer…

Hinsichtlich der geforderten Disziplin fällt schon der erste Punkt, weniger auszugeben als man einnimmt, nur wenigen Menschen leicht. Viele hingegen lassen sich sehr stark vom Konsum und Gruppenzwang verleiten. Die Ausgaben für viele nette aber oft unnötige Kleinigkeiten, wie die zahllosen elektronischen Gadgets und das alle zwei Jahre neue Telefon sowie die passende mit acht Prozessoren bestückte Armbanduhr, summieren sich im Laufe der Jahre zu einem meist unterschätzten Betrag.

In den Schatten gestellt wird diese Summe in vielen Fällen natürlich von den Ausgaben für den Kapitalfresser Nummer eins, das Auto. Der Blick auf die bundesdeutschen Straßen und die Zulassungsstatistiken lässt vermuten, dass es in vielen Fällen bei der Auswahl des Autos nicht nur um die Mobilität geht. Oft ginge es sowohl bei der Karosserie als auch bei der Motorisierung mindestens eine Nummer kleiner. Wie bei der Behausung heißt es aber auch beim fahrbaren Untersatz allzu oft „wenn schon denn schon“.

Geldanlage ist auch so einfach und günstig wie nie zuvor!

Die schlechte Nachricht lautet also: Das Geldausgeben wird dem Menschen heutzutage leicht gemacht und er macht es durchaus gerne. Es gibt aber auch eine gute Nachricht! Auch das Anlegen von Geld ist heute einfacher und billiger als je zuvor. Benötigt werden dazu lediglich ein gesundes Interesse an den eigenen Finanzen und ab und zu ein paar Stunden Zeit. So langweilig, wie es auf den ersten Blick wirken mag, ist die Sache gar nicht.

Die Kosten für die Geldanlage sind durch Online-Broker und ETFs in den vergangenen Jahrzehnten geradezu dramatisch gesunken. Kosteten früher auch normale Fonds schnell mehr als drei Prozent pro Jahr und eine Aktienorder 100 Mark, so sind diese Beträge auf oft sogar unter 0,25 % beziehungsweise fünf bis zehn Euro - oder noch weniger - zusammengeschrumpft. In den USA sanken die mittleren Fondsgebühren für Neuanlagen im vergangenen Jahr auf ein neues Rekordtief von 0,48 %. Davon können die Europäer noch eine Menge lernen, aber die Richtung der Kosten ist weltweit die gleiche – sie sinken.

Der erste Schritt ist der schwerste - und der wichtigste!

Auch hierzulande bieten Direktbanken teils sehr günstige Konditionen für feste Anlagepläne oder einzelne Orders an. Man benötigt lediglich einen festen Plan, einen Kalender und Disziplin. Auch mit 50 Euro monatlich kann man loslegen, das Wichtigste ist es - wie so oft im Leben - den ersten Schritt zu machen.

Ein Plan ist ein Plan ist ein Plan

Die wichtigsten Faktoren für den langfristigen Erfolg sind die Auswahl einer Strategie und die Disziplin, sich an seinen Plan zu halten. Das ist in schwachen Börsenphasen wichtig, und die wird es auch zukünftig immer wieder in allen Varianten von schlimm bis ganz besonders schlimm geben.

Für die meisten Menschen ist der beste Tipp, sich von allen Finanznachrichten fernzuhalten. In guten Zeiten werden Probleme auch in den Medien generell ausgeblendet, in schlechten Zeiten mögen sich viele nur noch die Art und Weise des mit Sicherheit nahenden Weltuntergangs aussuchen. Da die Welt bekanntlich aber nur einmal untergeht, sollte sich von tagesaktuellen Problemen niemand allzu sehr ablenken lassen.

Auch keine Entscheidung ist eine Entscheidung

Wer wartet, bis keine Probleme mehr zu erkennen sind, wartet auf Godot. Und da auch der Wartende sein Geld irgendwo herumliegen hat, entweder im Garten, im verschließbaren Wandschrank oder auf der Bank, ist auch das Nichtanlegen eine aktive Entscheidung, die mit ihren ganz eigenen Risiken verbunden ist. Es ist wie im Job. Nicht nur das Wechseln des Arbeitgebers ist ein Risiko. Auch das Verbleiben am ungeliebten Arbeitsplatz ist ein Risiko.

Den allüberall zu hörenden Prognosen sollte man daher nicht allzu viel Gehör schenken. Sie haben einen mehr oder weniger hohen Unterhaltungswert, aber die Frage ob es so weiter geht wie bisher, und ob man die Vergangenheit einfach auf die Zukunft übertragen kann, lässt sich nur mit „das weiß niemand“ beantworten.

Lassen Sie sich nicht verrückt machen!

Man liegt aber vermutlich nicht ganz falsch, wenn man davon ausgeht, dass auch die Zukunft Bullenmärkte, Bärenmärkte und auch Crashs hervorbringen wird. Es wird Länder geben, in denen auch vor Enteignungen nicht zurückgeschreckt wird (dagegen hilft nur Auswandern), es wird Kriege geben (dagegen hilft im Zweifelsfall nichts), Krankheiten (dito) und das ganze andere Elend - aber es wird auch technologische und medizinische Fortschritte geben.

Auch werden nicht wenige Landesgrenzen im Jahr 2050 anders verlaufen, als sie es heute tun. Welche genau? Keine Ahnung. Gibt's den Euro noch? Den Dollar? Ist der Renminbi die neue Reservewährung? Spalten sich die USA auf und welche Konsequenzen hätte das?

Über all diese Themen kann man sehr unterhaltsam schwadronieren und dabei mit guten Freunden die eine oder andere Flasche leeren. Wer sich aber von den zahllosen Prognosen und Zukunftsthesen vollends vom disziplinierten Anlegen abhalten lässt, der kann das tun. Nur sollte er sich in dreißig Jahren nicht über mangelnden Erfolg und blanke Nerven beklagen.

Merke: Es gibt keine Bankberater!

Ein großer Quell der Unzufriedenheit ist die immer wieder anzutreffende schlechte und leider nur so genannte „Beratung“, bei der es sich oft um reine Verkaufsgespräche handelt. Gerade das ständige Wechseln von Produkten und Strategien sowie der schon zwanghafte Drang zum „Storytelling“ (Finanzunwort des Jahrhunderts) kosten viele Menschen einen sehr großen Anteil ihrer Rendite.

Sie kennen es vermutlich, heute ist es die Blockchain, gestern waren es die „Seltenen Erden“ und dazwischen kamen die 3D-Drucker, die den ewig währenden Reichtum versprachen. Vergessen Sie es. Alles in allem zahlen die Kunden immer noch zu oft viel zu hohe Gebühren für manches Spezialprodukt.

Sollte sich eine Technologie wirklich durchsetzen, finden sich die überlebenden und profitablen Protagonisten des Sektors früher oder später auch im S&P 500 oder MSCI World wieder. Manche Banken sollen übrigens sogar noch Ausgabeaufschläge verlangen. Auch das dürfen Sie als Kunde als umgehend zu streichende Position verstehen.

Renditecheck: Wieviel waren die Gespräche wert?

Besonders teuer ist das ständige Verursachen von Transaktionen. Auf Grund einer fragwürdigen „Beratung“ drehen die Kunden ihre Positionen zu oft und glauben einem Produktverkäufer, der meistens auch nur seine Produktlisten und Zielvorgaben abarbeitet. Heute einige Aktien, morgen ein paar Zertifikate und übermorgen ein Bündel an Fonds, damit die Vertriebsfolgeprovisionen auch fleißig sprudeln.

Schauen Sie genau nach, wie viel Sie wirklich jährlich bezahlen und überlegen Sie es sich genau, ob Sie dies in der Rendite wiederfinden oder ob Sie nur ein paar hundert oder gar tausende Euros für zwei mäßig interessante Gespräche mit dem Verkäufer bei Keksen und Kaffee bezahlen.

Für alle, die sich nicht tagaus tagein und nachweislich konsistent profitabel an den Kapitalmärkten tummeln - und das sind die wenigsten - bleibt der einfachste Weg der beste.

Realismus und gutes Essen gehören auch mit ins Portfolio

Legen Sie möglichst kostengünstig an, diversifizieren Sie global, schätzen Sie Ihr Nervenkostüm und Durchhaltevermögen in Krisenzeiten als nur halb so robust ein, wie Sie denken und wählen Sie Ihre Anlagestrategie entsprechend. Und schalten Sie die Nachrichten ab und sparen Sie sich die 2,50 für die Zeitung. Allein das macht in dreißig Jahren einen netten fünfstelligen Betrag aus. Und gut für die Nerven ist es allemal. Und falls es möglich ist, fangen Sie mit dem Sparen nicht beim Essen an.

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