Die Insolvenzturbulenzen um die Silicon Valley Bank (SVB) sorgten in den letzten Tagen wahrlich für Volatilität und große Unsicherheit an den globalen Finanzmärkten. Dazu muss man nochmals anmerken, dass die SVB per se ja gar keine verbotenen und hochtrabenden Spekulationsgeschäfte betrieben hatte. Nein.

Der in den letzten Monaten nahezu galoppierende Renditeanstieg der US-Anleihen hatte extrem negative Folgen für die Bewertung des Anleihebestands der Silicon Valley Bank. Die Kurse der langläufigen Papiere, in die die SVB investiert hatte, fielen dadurch merklich. Die Kunden hatten Angst um ihr Erspartes und zogen Liquidität in Form von massiven Barabhebungen ab. Dies war die zentrale Ursache des „Kollaps“.

Zuerst fielen die Leitzinsen in den USA bis 2022 ins Bodenlose, um dann von der US-Fed wie „Phönix aus der Asche“ wieder in die Höhe gehievt zu werden. Wie sagte der US-Notenbank-Chef Jerome Powell noch vor nicht allzu langer Zeit: Inflationsbekämpfung um jeden Preis, auch wenn es der wirtschaftlichen Entwicklung schadet… Jetzt haben wir den Salat (!).

Entwarnung? – Pustekuchen!

Die Entscheidung, dass die UBS Ihren bis dato größten Konkurrenten, die Credit Suisse über Nacht komplett übernehmen wird, sollte zunächst für Beruhigung und Entlastung sorgen. Die Sorgen vor einer neuen Bankenkrise waren aber schnell zurück. Plötzlich sah man wieder viele Parallelen zu 2008 und der Lehman-Brothers-Pleite. Und die Verkaufsknöpfe waren schneller gedrückt als man „Sell“ sagen konnte.

Auch die Deutsche Bank sowie die Commerzbank mussten empfindliche Kursrückgänge verkraften. Und nicht zuletzt das angeschlagene Vertrauen der Anleger und Kunden: Kann das alles zu uns rüber schwappen?

Deutsche Bank AG

Commerzbank AG

 

Eines ist klar und wird den Finanzsektor weiter stark belasten: Die historisch starken Zinssteigerungen werden weiter spürbar negative Auswirkungen nach sich ziehen. (Re-)Finanzierungen werden deutlich teurer und Kreditkonditionen schießen nach oben. Für manche Hausbauer und Bauträger ist das teilweise nicht mehr stemmbar…Damit dreht sich dann auch wieder das Rad der Konjunktur. Nur halt in die falsche Richtung. Die Wirtschaft wird nicht nur abgebremst, sie befindet sich im „Würgegriff“ (!).

Dieser wird zudem immer enger und fester. So ist das jüngste Signal der Europäischen Zentralbank (EZB) ganz eindeutig: Inflationsbekämpfung, koste es was es wolle. Der letzte Zinsschritt im angekündigten Ausmaß auf nun 3,5 Prozentpunkte steht zwar für Kontinuität in der Inflationsbekämpfung, schneidet aber auf der anderen Seite die nötige Luft zum Atmen ab.

US-Zinsentscheid im Fokus der Anleger

Im Fokus steht daher in dieser Woche klar der Zinsentscheid der US-Notenbank am morgigen Mittwoch. Aus Übersee schwant einem aber auch nichts Gutes.

Obwohl Präsident Biden mehrfach das Vertrauen in das US-Bankensystem zu bekräftigen versuchte, bleibt die Stimmung nervös. Die US-Anleger ziehen weiterhin im großen Stile deren Ersparnisse von ihren Konten ab. Joe Biden betonte zwar mehrfach, dass für die Ausfälle im Unterschied zur Finanzkrise 2008 nicht die Steuerzahler, sondern der US-Einlagensicherungsfonds FDIC aufkomme. Das zeigte allerdings nicht die von ihm erwünschte Wirkung. Der US-Einlagensicherungsfonds FDIC wird nicht durch Steuergelder, sondern von Banken befüllt. Klar, dass das die Stimmung nicht unbedingt aufhellt…

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