Eine abermalige Anhebung der Leitzinsen um 75 Basispunkte scheint für heute so sicher wie das Amen in der Kirche. Christine Lagarde und ihre Mannen und Frauen setzen nun alles daran, die europäischen Leitzinsen „as soon as possible“ auf ein neutrales Niveau zu hieven. Das Gros der Notenbanker beziffert dieses „neutrale“ Niveau bei 2,00 Prozentpunkten.

Dem wäre mit einem heutigen Schritt um 75 Basispunkte quasi ja schon Genüge getan. Dennoch dürfte auch im Dezember nochmal ein Zinsschritt zwischen 50 und 75 Basispunkten folgen. Sozusagen als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Oder in der Sprache von Madame Lagarde: „Joyeux Noel“…

Aktuell zerbrechen sich aber auch einige EZB-Mitglieder berechtigt den Kopf darüber, ob der aktuell durchaus starke Preisauftrieb nicht doch auch durch eine etwaige hohe wirtschaftliche Kapazitätsauslastung hervorgerufen werden konnte. Die Arbeitslosenquote in Gesamteuropa ist schließlich die niedrigste seit Bestehen der Währungsunion (!). Auch das BIP-Wachstum liegt nicht allzu weit von seinem Vor-Corona-Niveau entfernt.

Über den möglichen Abbau der Wertpapierbestände wird die Europäische Zentralbank dagegen aller Voraussicht nach erst am 15. Dezember 2022 entscheiden. Auf der heutigen Pressekonferenz dürfte dazu aber wohl schon so einiges „zwischen den Zeilen“ zu hören sein. Zuletzt haben sich bereits nicht wenige Ratsmitglieder dafür ausgesprochen, frühzeitig mit dem Abbau der Wertpapierbestände zu beginnen.

Weg von der großen weiten Welt der EZB hin zu „schnöden Materie“ der Berichtssaison: Die schwachen Zahlen von Meta und die immensen nachbörslichen Kursverluste von knapp zwanzig Prozent waren gestern ein „Pfund“… Dies führt zu einer Belastung des Tech-Sektors auch in Europa.

Meta Platforms

 

Die Quartalszahlen des europäischen Bankensektors haben dagegen für das dritte Quartal für erfreuliche Überraschungen gesorgt. Steigende Zinsmargen, die hohe Marktvolatilität sowie der Wegfall des negativen Einlagensatzes trugen massiv dazu bei. Spannend und wegweisend wird nun, wie sich die Kreditrückstellungen der europäischen Bankenlandschaft in der sich abzeichnenden Rezession entwickeln werden.

STXE 600 Banks

 

Das ansteigende Zinsniveau sorgt zwar zum einen für steigende Zinsmargen, auf der anderen Seite jedoch auch für extrem steigende Refinanzierungskosten der Unternehmen. Dies können einige, gepaart mit den steigenden Energiekosten, kurzfristig nur schwer stemmen.

→ Die internationalen Kapitalmärkte bleiben daher weiterhin sehr nervös und angespannt. Die wichtigsten Marken und Tendenzen finden Sie in beigefügter Tabelle.

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