US-Präsident Joe Biden zieht den Graben zu Russland und China wieder ein Stück tiefer. Der US-Präsident sieht die Schuld für die Enttäuschung vieler Klimaschützer über die Beschlüsse des G20-Gipfels insbesondere bei diesen beiden Ländern. Seiner Ansicht nach zeigen weder Wladimir Putin noch Xi Jinping Bereitschaft, beim globalen Klimaschutz weitreichende Verpflichtungen einzugehen. Auch Saudi-Arabien macht er im Zuge dessen (in-) direkte Vorwürfe.

Klimaschützer machten derweil ihrer Enttäuschung Luft, dass weder beim Kohleausstieg noch bei der Kohlendioxidneutralität verbindliche zeitliche Ziele gefunden wurden. Die beiden Staatschefs Wladimir Putin und Xi Jingpin hatten auf die Reise nach Rom verzichtet. Sie nahmen kurz per Videoschalte teil. UN-Generalsekretär António Guterres twitterte im Anschluss: "Ich verlasse Rom mit unerfüllten Hoffnungen - aber wenigstens sind sie nicht beerdigt“.

„Next Stop“ Glasgow: Auf der Agenda der dortigen Weltklimakonferenz steht unter anderem eine Bewertung der freiwilligen nationalen Klimaziele bis 2030. Außerdem soll über Transparenzregeln, Berichtspflichten und die Ausgestaltung eines internationalen Handels mit CO2-Emissionsrechten debattiert und verhandelt werden. Auch über die finanzielle Unterstützung armer Staaten im Kampf gegen die Erderwärmung soll beraten werden.

Vom G 20-Gipfel bleibt viel Konjunktiv und wenig Verbindliches:

  • Die 100 Milliarden Dollar-Zusage, die den Entwicklungsländern für den klimafreundlichen Umbau ihrer Wirtschaft in Aussicht gestellt wurde, wird nun von 2020 um weitere drei Jahre auf 2023 verschoben. Für aktuelle Hilfen werden die Entwicklungsländer an die 650 Milliarden Dollar Sonderziehungsrechte beim IWF verwiesen.

  • Der Sorge im Zusammenhang mit den zuletzt massiv angestiegenen Energiepreisen begegnet man mit dem Passus, dass die flächendeckende Energieversorgung weiterhin gewährleistet sein müsse. Konkrete Maßnahmen wurden indes nicht genannt.

  • Der gemeinsame Kampf gegen künftige Pandemien soll verstärkt und finanziell auf stabilere Beine gestellt werden.

  • Die Bemühung, "irreguläre Migrationsströme und die Schleusung von Migranten" zu verhindern wurde von den G20 nochmals betont. Nötig sei ein umfassendes Konzept "für eine sichere, geordnete und reguläre Migration".

  • Die G20-Staaten streben an, den Verlust der Artenvielfalt bis zum Jahr 2030 zu stoppen. Dies beinhaltet den Schutz der Landfläche sowie der Ozeane und Meere. Der Überfischung der Meere soll ebenso „ein Ende“ gesetzt werden. Ebenso der illegalen Abholzung sowie dem illegalen Bergbau.

  • Das Ziel der Gleichstellung der Geschlechter wird von allen G20-Staaten abermals betont.

  • Weder die Olympischen Winterspiele noch die Paralympics 2022 in Peking wurden in Frage gestellt (!).

Der G20 Gipfel in Rom hat wieder aufgezeigt, dass der Graben zwischen den USA auf der einen Seite und Russland sowie China auf der anderen Seite wieder ein Stückchen tiefer geworden ist. Allerdings wurde auch offenbar, dass das Kräfteverhältnis mittlerweile so gestaltet ist, dass sich sowohl Wladimir Putin als auch Xi Jingpin ihrer Stellung im globalen Spiel der Mächtigen bewusst sind.

Nicht zuletzt die Tatsache, dass sich die G20 diskussionslos hinter die Olympischen Winterspiele und die Paralympics 2022 in Peking stellen, zeigt dies auf. Hätte man ein deutliches Zeichen setzen wollen, dann wäre zumindest auch hier eine – mit Konjunktiv gestaltete – Kritik angebracht gewesen. Es stellt sich daher die Frage, ob die einseitig formulierten Vorwürfe nicht doch ein gern gewähltes „Zuschieben des schwarzen Peters“ sind.

Es geht wohl so weiter wie seit jeher. Schuldzuweisungen und Sanktionsandrohungen. Am Ende des Tages sitzen die „Good Guys“ und „Bad Guys“ dann doch alle wieder vereint auf den Tribünen und winken den Sportlern zu. Der Verbraucher darf froh sein, wenn die Paralympics / Olympischen Spiele überhaupt im Free-TV zu sehen sind. Den „Oberen Zehntausend“ ist´s egal. Sie sehen diese schließlich live und vor Ort. An- und Abreise per Flugzeug inklusive…

Ölpreise (WTI & Brent) kurzfristig unter Druck: China gibt Benzin- und Dieselreserven frei – Mögliches „Iran-Comeback“

Der Ölpreis hat am heutigen Montagmorgen in Asien deutlich nachgegeben. Die chinesischen Behörden hatten vorab die Freigabe von Benzin- und Dieselreserven zur Erhöhung des Ölangebots angeordnet. Ungeachtet dessen kursieren Meldungen einer möglichen Wiederaufnahme der Atomgespräche mit dem Iran. Je nach Verlauf könnte dies mittel- bis langfristig den Weg für eine Rückkehr der Ölexporte ebnen. Die Gespräche – zunächst mit Europa - könnten laut US-Außenminister Antony Blinken gegen Ende November wiederaufgenommen werden.

Im weiteren Wochenverlauf rückt dann die Förderpolitik der OPEC in den Focus. Am Donnerstag, den 04.11., ist eine Videokonferenz der Vertreter der Organisation erdölexportierender Länder sowie einigen verbündeten Ölstaaten und Russland anberaumt (OPEC+). Die Fördermenge soll hier neu beraten werden. Experten rechnen allerdings nicht damit, dass der Ölverbund OPEC+ davon abweichen wird, die Fördermenge um weitere 400.000 Barrel pro Tag zu erhöhen.

Charttechnisch bewegen sich sowohl WTI (USD) als auch Brent (USD) weiterhin im nachhaltigen Aufwärtstrend. WTI könnte kurzfristig bis 80,60 USD konsolidieren, Brent auf 82,00 USD. Aktuell sprechen die markttechnischen Indikatoren sowie die oben aufgeführten geopolitischen Meldungen dafür. Für einen möglichen Öl-Crash allerdings mitnichten.

  

   

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