Zinsen rauf – Wachstum runter

Enttäuschende Konjunkturdaten prägten den bisherigen Wochenverlauf in Europa. So sank der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor im Juli nun schon zum dritten Mal in Folge. Mit 51,1 Punkten liegt er nun nur noch sehr knapp im Wachstumsbereich. Dieser beginnt beziehungsweise endet bei 50 Punkten. Im Juni betrug der Wert noch 52,0 Punkte.

Beim Index für das Verarbeitende Gewerbe war der Absturz sogar noch gravierender. Dieser sank noch tiefer in den alarmierenden Bereich. Er gab auf 42,7 Punkte nach. Davor lag er noch bei 43,3. Auffällig und zugleich alarmierend ist dabei, dass sich beide Stimmungsbarometer durch die jüngsten Rückgänge nun an die Werte zu Beginn der Coronakrise im Frühjahr 2020 annähern (!).

Fehlende Wettbewerbsfähigkeit

Die massiven Leitzinsanhebungen der EZB um mittlerweile 400 Basispunkte machen sich deutlich bemerkbar. Die Inflation wurde zwar bekämpft, die Konjunktur allerdings massiv abgebremst. Quo vadis Europa? Diese Frage stellen sich aktuell nicht gerade wenige…

Von der „Exportseite“ sollte man sich aktuell bis mittelfristig keine großen Schübe erhoffen. Die jüngste Aufwertung des Euro seit Herbst letzten Jahres tut ihr Übriges dazu. Die Wettbewerbsfähigkeit Europas ist aktuell vergleichbar mit der der deutschen Fußballnationalmannschaft der Herren.

Morgen wird die EZB die Zinsen aller Voraussicht nochmals um 0,25 Prozentpunkte anheben. Dann dürfte zunächst mal Schluss sein. Die Zügel bezüglich der Inflationsbekämpfung bleiben aber laut Aussage von Christine Lagarde „straff“.

EUR/USD

Deutschland bleibt der „kranke Mann“ in Europa

Die jüngsten Konjunkturdaten geben eine alarmierende Diagnose für den „Patienten Deutschland“. Der ifo Geschäftsklima-Index gab zum dritten Mal in Folge ab. Der aktuelle Wert beträgt nun nur noch 87,3 Punkte. Damit ist das Konjunkturbarometer auch formal im Abwärtstrend.

 

Leichte Hoffnung macht in diesem Zusammenhang nur die Einzelhandelssparte. Hier ging die Lageeinschätzung zumindest - wenn auch nur minimal - nach oben. In allen anderen Sektoren ergab sich das gleiche negative Gesamtbild.

Vor allem die Dienstleistungsbranche sowie die Industrie leiden extrem. Damit hat sich Deutschland nun endgültig in den Rezessionsbereich verabschiedet. Die aus dem Aktionismus heraus durchgeführte rezessive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank schlägt nun voll durch.

Nach jahrelangem Tiefschlaf („Da können wir nichts machen, das geht vorüber“) wurden 2022 und 2023 die Zinsen massiv um 400 Basispunkte in die Höhe getrieben. Jahrelang hatte man Zeit für eine moderate Anpassung. Aber nein, dann lieber kurz vor knapp mit der Brechstange. Koste es, was es wolle… Dieses EZB-Vorgehen belastet natürlich auch die Nachfrage nach deutschen Gütern und Dienstleistungen unserer europäischen Nachbarn.

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