Das statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden meldet beeindruckende Exportzahlen. Demnach wurden im März 2019 von Deutschland Waren im Wert von 118,3 Milliarden Euro exportiert und Waren im Wert von 95,6 Milliarden Euro importiert. Anhand vorläufiger Ergebnisse waren damit die deutschen Exporte im März 2019 um 1,9 % und die Importe um 4,5 % höher als im März 2018. Kalender- und saisonbereinigt nahmen die Exporte gegenüber dem Vormonat Februar 2019 um 1,5 % und die Importe um 0,4 % zu.
Die Außenhandelsbilanz schloss im März 2019 mit einem Überschuss von 22,7 Milliarden Euro ab. Im März 2018 hatte der Saldo in der Außenhandelsbilanz +24,6 Milliarden Euro betragen. Kalender- und saisonbereinigt lag der Überschuss der Außenhandelsbilanz im März 2019 bei 20,0 Milliarden Euro.
Experten waren pessimistisch – März mit Export-Rekord!
Experten hatten schlechtere Zahlen erwartet. Grund dafür war die Entwicklung des Vormonats. Im Februar hatte es mit 1,2 Prozent noch das stärkste Minus seit einem Jahr gegeben.
Deutsche Firmen haben im März so viel ins Ausland verkauft wie noch nie in einem einzigen Monat. Der Gesamtwert von 118,3 Milliarden Euro ist laut Statistischem Bundesamt auf Monatsbasis "ein neuer Rekordwert“.
Leistungsbilanz weiterhin mit hohem Überschuss
Unter Berücksichtigung der Salden für Warenhandel einschließlich Ergänzungen zum Außenhandel schloss die Leistungsbilanz – nach vorläufigen Berechnungen der Deutschen Bundesbank – im März 2019 mit einem Überschuss von 30,2 Milliarden Euro ab. Im März 2018 hatte die deutsche Leistungsbilanz einen Aktivsaldo von 29,4 Milliarden Euro ausgewiesen.
In die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) wurden im März 2019 Waren im Wert von 70,5 Milliarden Euro exportiert und Waren im Wert von 56,6 Milliarden Euro von dort importiert. Gegenüber März 2018 stiegen die Exporte in die EU-Länder um 2,5 % und die Importe aus diesen Ländern um 5,5 %. In die Länder der Eurozone wurden im März 2019 Waren im Wert von 44,5 Milliarden Euro (+0,5 %) exportiert und Waren im Wert von 36,9 Milliarden Euro (+5,6 %) aus diesen Ländern importiert.
Eurozonenländer schreiben weiter bei der Bundesbank an
Die kräftigen Exporte in die Länder der Eurozone spiegeln sich deutlich in der Entwicklung der TARGET2-Salden wider. Diese sind von rund 868 Milliarden Euro im Januar 2019 auf über 940 Milliarden Euro im März gestiegen und nähern sich zügig der Billion.
Nettoposition aus TARGET:
Quelle: Auslandsposition der Bundesbank
TARGET2 ist ein Zahlungsverkehrs-System, über das nationale und grenzüberschreitende Zahlungen in Zentralbankgeld schnell und endgültig abgewickelt werden. Laut Bundesbank fließen über TARGET2 pro Tag im Durchschnitt rund 340.000 Zahlungen im Wert von rund 1,7 Billionen Euro. Während eines ganzen Jahres werden von TARGET2 knapp 90 Millionen Zahlungen in einem Gesamtwert von rund 450 Billionen Euro abgewickelt.
Diesen Transaktionen können ganz unterschiedliche Geschäfte zugrunde liegen. Denkbar sind unter anderem die Zahlung einer Warenlieferung, der Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers, die Gewährung oder Rückzahlung eines fälligen Darlehens, die Geldanlage bei einer Bank und vieles mehr.
So funktioniert das Target2-System
Bei einer grenzüberschreitenden Transaktion etwa aus Frankreich nach Deutschland (z. B. als Bezahlung eines Imports) sind daher sowohl die Banque de France als auch die Bundesbank betroffen. Zunächst belastet die in Frankreich ansässige Geschäftsbank des französischen Käufers das Konto ihres Kunden und reicht eine Überweisung an eine in Deutschland ansässige Geschäftsbank des deutschen Verkäufers in TARGET2 ein.
Die Banque de France belastet das TARGET2-Konto der französischen Geschäftsbank bei ihr und verbucht eine Verbindlichkeit gegenüber der Bundesbank. Die Bundesbank wiederum verbucht eine Forderung gegenüber der Banque de France und schreibt den Betrag dem TARGET2-Konto der deutschen Geschäftsbank gut. Diese verbucht den Geldeingang letztendlich auf dem Konto des deutschen Verkäufers.
Die beschriebene Transaktion führt am Ende des Geschäftstages zu einer Verbindlichkeit der Banque de France und zu einer Forderung der Bundesbank gegenüber der EZB. Diese Forderungen oder Verbindlichkeiten gegenüber der EZB werden allgemein als TARGET2-Salden bezeichnet.
Der Bürger bürgt
Derzeit hat die Bundesbank also rund 940 Milliarden Euro ungesicherte und unverzinste Forderungen gegen andere Notenbanken im Eurosystem. Der Export wird über dieses TARGET-Verfahren, also quasi mit Blankoschecks von der Bundesbank finanziert.
Aus Sicht des deutschen Steuerzahlers, der im ungünstigen und nicht unwahrscheinlichen Falle diese Salden auffangen wird müssen (nicht umsonst heißt der Bürge „Bürger“), gibt es „Gott sei dank“ auch Exporte in EU-Länder, die nicht der Eurozone angehören.
In diese nicht der Eurozone angehörenden EU-Länder wurden im März 2019 Waren im Wert von 26,0 Milliarden Euro (+6,0 %) exportiert und Waren im Wert von 19,7 Milliarden Euro (+5,3 %) von dort importiert.
In die Länder außerhalb der Europäischen Union (Drittländer) wurden im März 2019 Waren im Wert von 47,8 Milliarden Euro exportiert und Waren im Wert von 39,0 Milliarden Euro aus diesen Ländern importiert. Gegenüber März 2018 nahmen die Exporte in die Drittländer um 1,1 % zu, die Importe von dort stiegen um 3,1 %.
Knapp 74 Milliarden wurden in Länder außerhalb der Eurozone exportiert.
Fazit
Für den Bürge(n)r bleibt zu hoffen, dass die Importe aus der Eurozone und die Exporte in Länder außerhalb der Eurozone wachsen.
Ein Video des Autors, unter anderem zur Moskauer Börse gibt es hier.
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Kommentare
Das bedeutet, dass das Geld vom Käufer zum Verkäufer geflossen ist. Die Targetsalden geben nur an, wieviel geflossen sind am Ende des Tages von einem Land ins andere. Das sind keine Kredite! Würde der Käufer nicht kreditwürdig sein, würde der Verkäufer ihm nichts verkaufen. Muss der Käufer einen Kredit aufnehmen, um das Produkt zu bezahlen, heisst das nicht, dass der Deutsche dafür bürgen muss! (Sollte der Käufer zahlungsunfähig sein, dann muss ein Insolvenzverfahren eröffnet werden und der Verkäufer bekommt Geld oder nicht, das ist Geschäftsrisiko.) Daher stimmt auch diese Aussage nicht: "Derzeit hat die Bundesbank also rund 940 Milliarden Euro ungesicherte und unverzinste Forderungen gegen andere Notenbanken im Eurosystem. Der Export wird über dieses TARGET-Verfahren, also quasi mit Blankoschecks von der Bundesbank finanziert." --> Nein, es sind nur Zahlen, die darstellen, wieviel hin- und herverkauft wird. Da gehen zum Beispiel auch Kapitalimporte aus Griechenland, Italien, etc. rein (wo kein Gegenwert wie eine Maschine steht) --> da ist nichts zu bürgen vom Deutschen.
Sie schreiben: "Die Targetsalden geben nur an, wie viel geflossen sind am Ende des Tages von einem Land ins andere."
Das ist genau falsch herum: Die Targetsalden geben an, wie viel n i c h t geflossen ist.
Beispiel: Ein BMW-Händler in Rom bestellt in München und bekommt 25 Autos zu je 40 Tausend Euro, macht zusammen genau eine Million Euro. Natürlich bezahlt der BMW-Händler diese Million Euro. Im italienischen Bankensystem fließt die Million bis zur italienischen Zentralbank.
Normalerweise müsste die italienische Zentralbank die Million über die EZB an die Bundesbank überweisen. Das macht sie aber n i c h t! Die Million bleibt in Italien und die italienische Zentralbank kauft davon zum Beispiel italienische Staatsanleihen.
Die deutsche Bundesbank überweist die Million aber trotzdem an BMW München und hat jetzt eine Forderung an die italienische Zentralbank in Höhe von einer Million Euro. Die deutsche Bundesbank ist der Kreditgeber für die italienische Zentralbank.
Die Targetsalden zeigen die Summe der Kredite an, die die Bundesbank an andere Zentralbanken des Euro-Systems vergeben hat.
Das FIAT-Money-System lebt vom Aufschulden. Mit dem Targetsystem hat man eine intelligente Möglichkeit zum weitern Aufschulden kreiert. Zurückgezahlt werden die Kredite vermutlich nie. Zumindest nie in ursprünglicher Kaufkraft. Warum auch? Staatsschulden werden ja auch nicht zurückgezahlt!
Viele Grüße
Dima
"Normalerweise müsste die italienische Zentralbank die Million über die EZB an die Bundesbank überweisen. Das macht sie aber n i c h t! Die Million bleibt in Italien und die italienische Zentralbank kauft davon zum Beispiel italienische Staatsanleihen." --> Können Sie das beweisen? So ist es m.E. gerade nicht.
https://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/target-2-saldo-die-billionen-forderung-der-bundesbank-und-was-sie-bedeutet/22774218.html
Gäbe es nur die EZB als einzige Zentralbank in Europa, dann gäbe es keine Salden. Und genau das ist das finale Argument warum Herr Sinn falsch liegt! Die EZB sitzt einfach über den Zentralbanken und zeigt die Finanzströme innerhalb der beteiligten Zentralbanken auf. Deutschland hat in grosses Plus, da viel Geld nach Deutschland strömt, Italien hat ein Minus, da mehr Geld rausgeht aus reinfliesst.
Eine Quelle kann ich leider nicht bieten. Dieses "Wissen" habe ich schon einige Jahre, ich weiß auch gar nicht mehr, wer mir das einmal erklärt hat.
Sie schreiben: " Italien hat ein Minus, da mehr Geld rausgeht als reinfließt."
Das ist der interessante Punkt!
Das Geld fließt eben n i c h t raus. Durch das Targetsystem (Targetsalden) bleibt das Geld in Italien (um beim obigen Beispiel zu bleiben). Das macht auch absolut Sinn.
Würde das Geld nach Deutschland fließen, dann würden die Defizitländer finanziell austrocknen. Eine schwere wirtschaftliche Depression wäre die Folge. Vor der Finanzkrise 2007/09 haben die privaten Banken in Italien durch Kreditvergabe an den Privatsektor für "frisches" Geld gesorgt. Hier hat jedes Jahr starkes Wachstum stattgefunden. Ich habe zwar auch hier keine aktuelle Quelle zur Hand, aber soweit ich mich erinnere, ist das Kreditwachstum im italienischen Privatsektor seit 10 Jahren in Summe leicht negativ. Der italienische Staat darf sich auch kaum noch zusätzlich verschulden, hier mauert die EU.
Also, wo soll das Geld herkommen, das die Italiener für ihre Einkäufe nach Deutschland überweisen?Als einzige nennenswerte Quelle für "frisches" Geld bleibt für Italien das Targetsystem übrig.
Viele Grüße
Dima
haben Sie den von Ihnen empfohlenen Handelsblatt-Artikel bis zum Ende gelesen?
Herzliche Grüße Thomas Trepnau
ja natürlich :o) Allerdings kann ich den Artikel nicht mehr öffnen, ohne ein Abo abschliessen zu müssen. Ich hätte den Artikel abspeichern sollen...
Was meinen Sie genau? Können Sie bitte mehr Details schreiben? Wie gesagt, ich sehe es nicht so wie die Allgemeinheit, dass dort Kredite, für die die Deutschen bürgen müssten, dahinterstehen. Wenn man die Salden mal aufschlüsselt, so sind das auch Aktientransaktionen (bzw. die Geldflüsse dahinter), Kapitaltransfers etc.