Der anhaltende Handelskrieg zwischen Washington und Peking führe nicht nur zu einer wachsenden Unsicherheit in der globalen Wirtschaft, sondern habe längst auch schon zu Preissteigerungen auf Amerikas Heimatmärkten geführt, so das Fazit. Für die Automobil- und Fahrzeugindustrie scheint dies in besonderem Maße zu gelten.

Auch der in der Historie der Vereinigten Staaten inzwischen zeitlich am längsten anhaltende Shutdown der Washingtoner Regierung trägt alles andere als zu Optimismus in der Heimat bei. Denn neben der wirtschaftlichen wüchse auch die politische Unsicherheit. Nach wie vor spielen Republikaner und Demokraten ein Katz-und-Maus-Spiel um den Baubeginn der durch Donald Trump geforderten Grenzmauer zu Mexiko.

Reichen 90 Tage? Bremsspuren bereits sichtbar; NAFTA noch nicht in trockenen Tüchern

Amerikanische Handelsrepräsentanten befinden sich nach wie vor in Gesprächen mit China, um eine Verabschiedung von weiteren $260 Milliarden in Form von Sonderzöllen auf Importe aus dem Reich der Mitte zu verhindern. Während des G20-Gipfels in Argentinien hatten sich beide Kontrahenten eine „Feuerpause“ von 90 Tagen ausbedungen.

Ob es in diesem Zeitraum zu einer einvernehmlichen Beilegung und Lösung der ernsthaften Handelsstreitigkeiten zwischen Washington und Peking kommen wird, steht in den Sternen. Fest steht aus heutiger Sicht, dass sich dieser Disput inzwischen negativ auf den weltweiten Handel und das Wirtschaftswachstum auszuwirken beginnt.

Dies gilt nicht nur auf dem asiatischen Kontinent, auf dem mit großer Sorge auf die aktuelle internationale Entwicklung geblickt wird. Auch auf dem europäischen Kontinent machen sich Bremsspuren bemerkbar. So schlitterte beispielsweise Deutschlands Wirtschaft im Endquartal des letzten Jahres nur ganz knapp an einer technischen Rezession vorbei.

Im Hinblick auf die Neuverhandlungen zu dem nordamerikanischen Freihandelsabkommen NAFTA ist es zwar zu Bewegung gekommen, welche mit der Verkündung eines einvernehmlichen Deals auf Regierungsebene endete. Doch das letzte Wort hierüber hat der US-Kongress, in dem die Demokraten im Unterhaus seit November wieder die politische Mehrheit stellen.

Metall-Sonderzölle führen zu erheblichen Preissteigerungen

Um auf die Zusammenkunft der amerikanischen Autobosse zurückzukommen, so lässt sich sagen, dass es Kritik an der Handelspolitik der Washingtoner Regierung hagelte. Denn die durch die Trump-Administration verhängten Einfuhrsonderzölle hätten in der Heimat zu teils spürbaren Preissteigerungen im Stahl- und Aluminiumbereich geführt, wie es hieß.

Der wachsende Unmut in Amerikas Autoindustrie lässt sich anhand von Zahlen ablesen. So gab Fiat Chrysler am Montag bekannt, dass die in den USA erhobenen Metalltarife die Kosten des Fahrzeugproduzenten im Jahr 2019 um $300 bis $350 Millionen steigern werden. Somit werde jedes vom Band laufende Neufahrzeug im laufenden Jahr um $135 bis $160 teurer.

Toyota Motors teilte am Rande der Detroit Auto Show mit, dass der Konzern seine Preise seit Einführung der Sonderzölle in den USA bereits drei Mal habe anheben müssen. Durch Toyota Motors angestellte Kalkulationen zeigen, dass die Fahrzeugpreise in den USA inzwischen um durchschnittlich $600 pro Einheit teurer geworden sind.

Keine neue Zertifizierung möglich – Verkaufsstarts werden verschoben

Auch die beiden Platzhirsche General Motors und Ford Motor sind durch kletternde Stahl- und Aluminiumpreise zuletzt gehörig unter Druck geraten. Seitens GM hieß es in der letzten Woche zwar, die Gewinne im laufenden Jahr trotz der Zollbelastungen und Investitionen in die Elektrofahrzeugsparte zu steigern.

Kürzlich hatte der Konzern allerdings Pläne zu einer Schließung von fünf Produktionswerken in Nordamerika und einen Abbau von 15.000 Mitarbeitern bekannt gegeben. Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass sich momentan rund ein Viertel der US-Regierung im Angesicht des Shutdowns lahm gelegt sieht.

Amerikas Autobosse beklagen, dass es aus diesem Grunde zu keinen Zertifizierungen neuer Bautypen und Fahrzeugen mehr käme. Diese Situation laste auf einst geplanten Verkaufsstarts für neue Fahrzeugmodelle. Gegenwind verspüren die Fahrzeugbauer vor allem auch in China, dem größten Fahrzeugabsatzmarkt der Welt.

Nationale Sicherheit: Verabschiedung so genannter Section 232 Zolltarife in Prüfung

Im Gesamtjahr 2018 ist es nämlich erstmals seit mehr als 20 Jahren zu einer Schrumpfung der chinesischen Fahrzeugabsatzmärkte gekommen. Auch für das laufende Jahr prognostizieren Analysten einen anhaltenden Rückgang der Fahrzeugverkäufe auf den nordamerikanischen und chinesischen Absatzmärkten.

Laut Ford Motor habe der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer zwar stets ein offenes Ohr für die Anliegen der heimischen Autoindustrie. Aus dessen Büro heißt es allerdings auch, sich keineswegs darüber im Klaren zu sein, wann die Handelsdisparitäten mit China beigelegt werden können.

Als ob die fortdauernde Unsicherheit nicht schon Grund genug wäre, Amerikas Autobossen Sorgenfalten in die Stirn zu treiben, prüfen hochrangige Regierungsvertreter momentan eine Verabschiedung von so genannten Section 232 Zolltarifen, deren Verabschiedung mit einer Aufrechterhaltung der Nationalen Sicherheit in den USA begründet würde.

Auswirkungen könnten stärker werden als die einer Rezession

Diese Sonderzölle würden alle aus dem Ausland in die USA importierten Fahrzeugmodelle betreffen, womit in der Heimat produzierte Automobile ausgenommen wären. Trotz allem warnen Autoanalysten die Washingtoner Regierung vor einer Umsetzung dieser Maßnahme, da es zu einem massiven Importanstieg von Auslandsmodellen vor Verabschiedung dieser Zölle kommen würde.

Die Absätze heimischer Autobauer könnten in diesem Zuge stark unter die Räder geraten, wie gemutmaßt wird. Bei Cox Automotive wird gar davon ausgegangen, dass der Verkaufsabsturz unter heimischen Fahrzeugproduzenten stärker ausfallen könnte als ein durch eine Rezession verursachter Absatzrückgang.

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