Ähnlich wie Tütensuppen für die schnelle Dosis Salzbrühe verstehen viele hoffnungsfrohe Anleger Finanzprodukte als eine Art „Maggi Fix für finanzielle Unabhängigkeit“.

Nur noch etwas heiße Luft einfüllen – Fertig!

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Nur so ist es zu erklären, wenn Menschen glauben, Märkte seien effizient und gleichzeitig den Erfolg passiver Anlagen feiern. Märkte sind angeblich deshalb effizient, weil die Masse an Investoren durch ihre harte analytische Gruppenarbeit für eine korrekte Bewertung des Ganzen sorgt.

Angesichts des anhaltenden Trends zur passiven Anlage, bei der oft ein Index gekauft wird und sich niemand darum schert, was im Index steckt, entdecken nicht nur die Freunde Sherlock Holmes‘ hier einen Widerspruch. Abgesehen davon halten wir von der Theorie der „Schwarmintelligenz“ nichts.

Für dieses Urteil genügen uns einige Leseabende im Kompendium der Weltgeschichte, ein Überfliegen der Rezensionen im Online-Kaufhaus oder der Rückblick auf die Finanzmärkte der letzten 20 Jahre.

Rationalität ist bei Investmententscheidungen oft Mangelware

Nun ist der Ansatz, Laien lieber zu passiven Investoren zu erziehen, durchaus nachvollziehbar. Wer nicht erfolgreich Aktien auswählen kann, für den sollte sich auch die Bewertung aktiver Fonds als unmöglich erweisen.

In der Regel bleiben viele Privatinvestoren dann bei der ebenso beliebten wie falschen „Auswertung“ des Anlageerfolgs der letzten paar Jahre hängen. Der Fonds F ist besser, weil der ja in den letzten 3 Jahren besser lief als der Fonds K. Sich die Risiken anzuschauen ist für viele schon zu aufwändig und so folgt man diesem Ansatz.

In Abwärtsmärkten zerlegen sich dann die aggressiven Produkte, deren Strategie oft nur daraus besteht, den größten Schrott mit den höchsten nominalen Renditen zu kaufen, rasch. Das ist keine neue Erkenntnis. Es ein immer wiederkehrendes Phänomen.

Den Menschen fällt es nicht leicht, Investmententscheidungen rational zu treffen. Der kurzfristige Erfolg fällt ins Auge und vielleicht kennt man noch jemanden, der auch diesen tollen Fonds hat und natürlich – wie sollte es in diesem Falle anders sein – diesen weiterempfiehlt, obwohl er selbst ebenfalls keinen Plan hat. Dazu kommt der Neid auf andere Anleger die mehr Buchgewinne vorzuweisen haben.

Experten wohin das Auge blickt

Das Muster ist bekannt. Früher waren es die Internetexperten, die zwar beruflich Sozialversicherungs-Fachangestellter waren, aber im Kern eben doch Internetexperten. Meistens reichten die abgelesenen Kenntnisse nicht einmal zur Unterscheidung des world wide web vom Internet, aber wer will schon Haare spalten.

Heute ist es der Blockchain-Papst, morgen sind es die Robo-Empfehler. Experten wohin man blickt. Finanzen kann eben jeder. Bis es schiefgeht. Es gibt eine einfache Regel ob man jemandem zuhören sollte, der einem im privaten Umfeld heiße Tipps gibt.

Wenn man sich für langfristige Geldanlage interessiert, sollte man einen weiten Bogen um die Ratschläge von Menschen machen, die jeden Tag ihren Depotwert anschauen. Manche tun dies sogar mehrmals täglich, was abgesehen von aktiven professionellen Tradern auf ein zumindest beginnendes Suchtverhalten hindeutet. Lassen Sie sich nicht in ein solches Verhalten hineinziehen.

Ein letzter Blick soll den aktiven Fonds gelten. Deren Performance gegenüber den üblichen Vergleichsindizes ist nicht besonders attraktiv. Die folgende Tabelle zeigt einen Ausschnitt aus den regelmäßig erscheinenden SPIVA Reports von S&P. Das größte Problem sind in der Regel die Kosten und fehlende konsistente Anlageprozesse.

Die übliche Schlussfolgerung legt nahe, ein passiver Investor würde in den genannten Zeiträumen zwingend besser abschneiden. Das ist mitnichten der Fall, denn der passive Investor muss die zwischenzeitlichen Kursverluste der passiven Fonds durchhalten. Diese haben auch beim DAX schon mal 75% erreicht, inklusive Dividenden und vor Kosten. 

Von seltsamen Zuckungen und Durchhaltevermögen

Die wenigsten Anleger halten das durch. Wer einmal an der falschen Stelle gezuckt hat, der kommt möglicherweise bei noch viel schlechteren Ergebnissen heraus als die aktiven Manager in der Tabelle.

So ist auch der Bericht von Hedge Fund Manager David Druz interessant. Druz ist offenbar auch nach 40 Jahren unfassbar erfolgreicher Arbeit selbst völlig zu recht von der mangelnden Disziplin vieler Anleger und den Folgen überrascht.

Sein Kernprodukt fuhr über knapp 40 Jahre 17% jährlich ein, nach allen Kosten. Die Hälfte seiner Anleger schaffte es dennoch auf Grund dämlicher Ein- und Ausstiege mit diesem Produkt Geld zu verlieren. Ein fast unmögliches Unterfangen, denn schon auf Sicht von nur 10 Jahren hätte ein Anleger sein Geld in etwa verfünffacht.

Genauso wie man aktive Manager nicht überschätzen sollte, sollte man auch die eigene Disziplin nicht überschätzen. Die meisten Menschen werden schon bei Verlusten von rund 25% nervös. Da kommen dann Kostolanys Schlaftabletten wieder ins Spiel. Kostolany war ein schlauer Mann.

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