Noch aber sieht man keinen Anlass für wirklich fallende Kurse, während der hohe Zins zeitversetzt unweigerlich sein Unwesen treibt. Gerade aber verdunsten alle Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen. Erste Stimmen reden sogar von Zinsanhebungen, was auf die Seelen der Börsenbullen wirkt wie ein Nachtfrost im Blumenkübel.

Nur zur Erinnerung: Es ist noch nicht so lange her, da wurde auf sechs oder mehr Zinssenkungen in den USA spekuliert. Blödsinn! Heute wäre man schon über einen einzigen Zinsschritt froh! Zumindest hat man ordentlich gefeiert, bevor der Kater sich meldete. Wahrscheinlich muss erst etwas passieren, damit man einen Grund findet, die Zinsen zu senken.

Entsprechend enttäuscht zeigen sich die Börsen. Das Sommermärchen in DAX-Land könnte dieses Jahr ausfallen. Selbst die „Magischen Sieben“ in den USA schwächeln, wobei man eigentlich nur noch von den „Sexy Six“ redet, seit sich der Börsenwert von Tesla halbiert hat. Zudem kühlt sich die Stimmung ab. Neulich noch sah die Anlegerschaft kursschwache Tage als Kauftage. Jetzt aber verkaufen sie in Kursstärke hinein. Von daher könnte die überfällige Verschnaufpause etwas länger dauern, sagen Börsenprofis. Dazu kommt Nahost. Muss man sich Sorgen machen?

Nichts für die Ewigkeit?

Ich bin echt gespannt, wie sich dann die ETFs auf den MSCI-World-Index verhalten werden. Diese sind nicht nur US-überlastig, sondern könnten durch die große Gewichtung der „Magischen Sieben“ zusätzlich noch Schlagseite bekommen. Rund 16 Prozent machen diese wenigen Tech-Top-Holdings aus. An deren Knochen ist noch eine Menge Speck und Fleisch.

Sollte man jetzt in ein „gleichgewichtetes“ ETF wechseln? Ich weiß es nicht. Wenn die Top Sieben dieser Welt mal wanken, und das kann durchaus vorkommen, werden sich manche an den Spruch der alten Philosophen erinnern, dass alles seine Zeit hat und nichts unendlich ist.

Mal ehrlich: Ein Kursrutsch käme vielen gelegen. Wer wünscht sich nicht mal tiefere Kurse zum Einstieg, wenn man neulich noch ein paar Chips mit Gewinn vom Tisch genommen hat? Man muss nur auf die Stimmungslage der Experten achten. Sollten sie Sorgenfalten im Gesicht zeigen und melden die Medien ein „Börsenbeben“, muss man aufmerksam werden und noch ein paar Eurönchen trocken liegen haben.

Genug Geld in Deutschland

Die Bundesbank beziffert hierzulande die Summe auf der hohen Kante mit 3,2 Billionen Euro. Holla, die Waldfee! Bevor es dort herunterfällt, also von der Inflation aufgefressen wird, sollte man sich mal etwas mehr darum kümmern und dafür etwas Handfestes kaufen. Noch bekommt man etwas dafür, wenn auch viel weniger als früher. Als dauerhafter Wertspeicher taugt unser Geld ohnehin nicht.

Insgesamt verfügen die Deutschen über ein Vermögen von 7.716 Milliarden Euro. Die Deutschen seien reich wie nie, titelte eine gut bekannte Nachrichtenagentur. Und alle haben das dann abgeschrieben. Dank Zinszahlungen und Preissteigerungen an den Börsen ist der Berg der Vermögen schon wieder gewachsen, sagt die Bundesbank. Geht man aber mit aufmerksamen Augen durch die Gegend, ist das Geld wohl sehr einseitig verteilt und meistens fehlt es überall.

„Was habe ich davon?“, fragt die Inflation. Genug, um auch künftig satt werden zu können. Ich meine die 3,2 Billionen Euro auf den Konten und unter dem Kopfkissen. Übrigens hat sich der Bargeldbestand seit Einführung des Euro auf 1,5 Billionen Euro nahezu versiebenfacht.

Ach, würde doch Deutschland in Sachen PISA und Mathematik etwas besser abschneiden... Dann wäre den Sparern wäre längst klargeworden, dass jedes Prozent Inflation jährlich 32 Milliarden Euro in Luft aufgehen lässt. So sind schon Hunderte Milliarden in den letzten Jahren verdampft. Nicht mal die Polizei konnte oder wollte diesen Raub aufklären.

Obwohl die Deutschen jetzt nominal wieder mal mehr Geld haben, und das vielleicht sogar am Wochenende gefeiert haben, können sie aber weniger dafür kaufen, auch wenn die „50“ auf dem „50er“ immer noch so aussieht wie vor einigen Jahren.

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