Liebe Leserinnen und Leser,

natürlich trug im Dax die Ankündigung von Donald Trump, die angedrohten Autozölle gegen die EU um zunächst sechs Monate zu verschieben, zur Entspannung bei. Insgesamt konnte der deutsche Leitindex damit rund ein Prozent steigen und mit einem Schlusskurs bei knapp 12.200 Punkten aus dem Handel gehen.

Doch auch der Dow Jones hielt sich trotz der neuen Maßnahmen gegenüber dem chinesischen Telekommunikationsunternehmen Huawei, das im Zuge des Ausrufs des Nationalen Notstands seitens des Weißen Hauses seit gestern auf der Liste gebannter Unternehmen in den USA steht und der entsprechend verschärften Rhetorik aus Peking, die eigenen Interessen „steinhart“ zu schützen, mehr als wacker.

Angriff auf die Chinesen – bei gleichzeitigem Protektionismus: Ein Drahtseilakt

Während also Analysten weltweit die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und beispielsweise die Großbank JPMorgan davon spricht, dass sich „ein perfekter Sturm zusammenbraut“ darf die Frage gestellt werden, ob angesichts der augenscheinlich großen Interessen, die US-Märkte derart stabil zu halten, von noch von freien Märkten die Rede sein kann.

Zumindest passt dies in das Wunschbild vom US-Präsidenten, die eigene Wirtschaft - welche hauptsächlich vom Binnenkonsum, der wiederum  von den Aktienmärkten abhängt - getrieben ist, bestmöglich zu schützen. Dass der Handelsstreit auch Blessuren in der eigenen Wirtschaft hinterlässt, liegt dabei auf der Hand. Aber Trump weiß: Wenn es ums Große geht, müssen Schmerzen hingenommen werden, wobei versucht wird, dies an allen möglichen Enden wieder einzufangen.

Auswirkungen der Strafzölle sehr komplex und schwierig zu erfassen

Gerade hinsichtlich der Wirkungsweise der ausgerufenen Strafzölle kommt immer wieder die Frage auf, ob diese nicht letztlich die US-Verbrauer selbst zu zahlen haben und die chinesischen Unternehmen sich hiervon eigentlich wenig berührt zeigen. Falls die betreffenden Unternehmen nicht direkt ihre Preise senken und damit die eigenen Margen kürzen, muss natürlich tatsächlich zunächst der Importeur, in diesem Falle die USA, die durch die Zölle angefallenen Mehrkosten zahlen.

Da es sich jedoch nicht unbedingt um fertige Produkte handelt, sondern hauptsächlich um Bauteile von Zulieferern, ist für die USA eine Substitution durch andere Länder wie beispielsweise Südkorea oder Taiwan möglich, was die Wettbewerbsfähigkeit Chinas empfindlich träfe und langfristig eine Verschiebung von Lieferketten nach sich ziehen könnte. Auf diese Weise wären US-Verbraucher nicht merklich getroffen und die Preise blieben weitgehend unberührt.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass der US-Präsident angekündigt hat, doch anfallende, durch Konsum erzielte Steuereinnahmen in Infrastrukturinvestitionen fließen zu lassen, was die US-Wirtschaft langfristig stärkt und den Kapitalstock des Landes erhöht.

Wer die Kosten der Strafzölle letztlich zahlt, werden wir also wirklich konkret erst im Nachgang feststellen können. Festzuhalten bleibt, dass China unter der aktuellen Situation stärker leidet, auch wenn die USA selbst einige Wechselwirkungen wegzustecken haben.

An dieser Stelle wünschen wir Ihnen jedoch ein Wochenende voller purer Freude, gutem Wetter und Erholung von den Turbulenzen in Wirtschaft und Politik – aber natürlich auch viel Spaß und Erkenntnisgewinn beim Lesen und Anschauen unserer Beiträge.

Herzlichst,

Ihre Cashkurs Redaktion

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